Predigt am 04. Juli 2010

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! AMEN

 

Text: 1. Kor. 1,18-25

 

Liebe Gemeinde,

das Wort vom Kreuz ist eine Dummheit für die Welt, aber für uns Christen ist es Gottes Kraft und Weisheit! Was ist das Wort vom Kreuz? Christen glauben, dass Jesus von Nazareth, der Sohn Gottes, uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns hergegeben hat, um uns die Liebe Gottes begreiflich zu machen. Es war kein schöner Anblick. Er wurde ans Kreuz genagelt an Händen und Füßen. Das war damals die größte Schande, die man einem Menschen antun konnte. Ganz langsam starben die so Verurteilten. Und Jesus hat dabei noch für seine Peiniger um Vergebung gebetet und gesagt: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. So erfüllte er sein eigenes Wort: Liebet eure Feinde! Kinder aus nichtchristlichen Elternhäusern erschrecken zutiefst, wenn sie zum ersten Mal das Bild des Gekreuzigten sehen. Das hat mir bewusst gemacht, dass wir uns viel zu sehr an den Anblick des gekreuzigten Christus gewöhnt haben. Wir sind mit seinem Bild groß geworden. Aber eigentlich ist dieses Jesuskreuz eine brutale Darstellung unmenschlichster Gewalt, nicht weniger grausam als die Hinrichtungen, die von den Taliban verübt werden. Und  nun soll ein Nichtchrist darin die Liebe Gottes sehen können? Leicht könnte er angewidert wegschauen und sagen: So ein Schwachsinn! Und was soll daran erlösend sein oder gar Liebe , wenn einer gelyncht wird. Aber wir Christen haben gerade darin die Liebe Gottes erkannt und begriffen, dass Gott am Kreuz sich dem Bösen aussetzt, ohnmächtig und schwach wird, wie einer von uns, der zum Opfer wird, und dass er gerade so das Böse entmachtet. Dem menschlichen Verstand ist das ganz und gar unbegreiflich! Wer es  verstehen darf, ist von Gottes Geist erfüllt worden.

 

Der Apostel Paulus hat in seiner jüdisch – griechischen Umwelt die Erfahrung gemacht, dass er mit der Botschaft von Jesus, dem gekreuzigten Sohn Gottes bei den Juden Ärger hervorrief, denn sie waren der Überzeugung, dass Jesus von Nazareth nicht der Sohn Gottes sein könne, gerade weil er gekreuzigt wurde. Steht es doch schwarz auf weiß im Alten Testament, dass ein ans Holz Gehängter von Gott Verflucht ist.

Zum anderen handelte sich Paulus bei griechisch – römisch gebildeten Menschen Spott und Gelächter ein. Für die war ein schwächlicher Gott, der sich ans Kreuz schlagen lässt eine schiere Unmöglichkeit, eine absolute Gestörtheit. Die Götter sind stark und unsterblich und lassen sich gewiss nicht von Sterblichen ans Kreuz schlagen. Wer das behauptet stellt ja die ganze Welt auf den Kopf! Solche schwachen Götter, auf die könnte man genauso gut  verzichten.

Darum schreibt Paulus: Das Wort vom Kreuz ist Torheit denen, die verloren gehen, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.

Wie stehen wir heute im 21. Jahrhundert zum Kreuz, wir Christen, in unseren kleiner werdenden Gemeinden, mitten in einer multikulturellen Gesellschaft. Auch für die Muslime, deren Glauben 600 Jahre nach der Kreuzigung Jesu entstanden ist, ist die Kreuzigung eines Gottesmannes wie Jesus undenkbar. Darum lehrt der Koran, Jesus sei nicht gekreuzigt worden, sondern Gott habe ihn gerettet. An seiner Stelle sei ein anderer ans Kreuz geschlagen worden .Diese Irrlehre erfand nicht Mohammed. Sie war schon in der frühen Christenheit im Schwange. Die Gnostiker fanden auch schon, dass Gott sich da wohl im Ton der Erlösung vergriffen habe mit dem Kreuz. Die Gnostiker wurden von den Kirchenvätern aus der Kirche ausgewiesen. Das Wort vom Kreuz wurde nicht preisgegeben.

Das Wort vom Kreuz ist Torheit in der Welt wie sie ist, Torheit für den gesunden Menschenverstand. Der Mensch wünscht sich einen Gott, der stark und gesund und herrlich ist. Die Alten unter uns erinnern sich wahrscheinlich gut daran, welche Blüten dieser Wunsch nach einem starken Gott unter Adolf Hitler getrieben hat. Der deutsche Mann ist hart wie Kruppstahl und ein deutscher Junge weint nicht.

Gottesbild und Menschenbild haben viel miteinander zu tun.

Nur was stark und gesund und kräftig ist, hat ein Recht auf Leben, meinte Adolf Hitler. Darum ließ er behinderte Menschen töten und beseitigte was er für rassisch unrein hielt.

Das Wort vom Kreuz war auch den Nationalsozialisten eine Torheit!

Gleichwohl, hat es seit 2000 Jahren viele Reiche überdauert. Das Wort vom Kreuz lebt und ist kräftig und überzeugt immer wieder Menschen, dass sie darin ihre Kraft und ihren Trost und ihren Halt finden, ganz gleich, was andere sagen oder was die Gesellschaft um sie her denkt.

Das Wort vom Kreuz ist Torheit denen, die verloren gehen, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.

Dass uns der Gekreuzigte eine Quelle der Kraft ist, das haben wir uns nicht selber geben können. Dass wir ihn als unseren Herrn bekennen können, das ist nicht unser Verdienst. Martin Luther formuliert in seiner Erklärung zum Glaubensbekenntnis: Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen und im rechten Glauben geheiligt und erhalten.

Niemand kann sich das Verständnis des Kreuzes selber aufschließen und es aus eigener Kraft verstehen. Wenn das geschieht ist Gott durch seinen Heiligen Geist am Werk. Ich kann Euch die Botschaft vom Kreuz auch nicht logisch erklären oder mit wissenschaftlichen Methoden darstellen, damit ihr sie überzeugend findet. Nein, aber ich kann sie Euch bezeugen, so, wie sie mich getroffen und erreicht hat.

Ich war gerade mal 7 Jahre alt und es war am Karfreitag, als unser Kindergottesdiensthelfer uns die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu erzählt hat. Er schenkte uns ein ganz einfaches Bild mit einer Kreuzdarstellung drauf. Ich weiß noch wie heute, dass ich das Bild ansah und dachte, mein Gott, wie sehr musst Du mich lieb haben, dass Du so etwas für mich tust! Das Kreuz Jesu hat mich nie wieder losgelassen. Für mich ist es das unüberbietbare Zeichen und die nicht zu toppende Tat der Liebe Gottes, in Christus Jesus. Mir war schlagartig klar, so wie es oft nur Kindern klar sein kann: Da ist jemand, der mag Dich total. Der mag dich so, dass er dich niemals fallen lassen wird. Der hat dich praktisch in seine Liebe hineingeborgen mit diesem seinem Tod. Da kannst Du auch gar nie wieder herausfallen.

Ich habe angefangen, mich für diesen Gekreuzigten zu interessieren, wollte alles über ihn wissen, habe dann selbst von ihm erzählt im Kindergottesdienst und später im Studium meine Zulassungsarbeit über die Kreuzestheologie Martin Luthers geschrieben.

Und jetzt bin ich Pfarrerin, um diesen gekreuzigten Christus zu predigen. Und ich werde nicht müde, von unserem gekreuzigten Herrn zu erzählen, dort wo Menschen an ihre Grenzen kommen, wo es ans Sterben geht und ans Abschiednehmen, wo das Leben nur noch am seidenen Faden hängt und nichts mehr hält, was so fest schien und verlässlich. Dort wo mit einem mal das Leben zu zerbrechen scheint, da ist das Wort von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus eine Zuflucht und ein Halt, der trägt, noch ganz am Boden. Denn die Beweise verlassen uns, wenn es ernst wird und die brauchen wir dann auch nicht. Und unsere Taten bleiben zurück und all unsere Leistung, wenn es ernst wird und unsere Weisheit auch. Sie kann uns dann nicht helfen.

Aber dieses Wort vom Kreuz hält allem Elend stand. Sieh da, die Hand deines Gottes, der sich nicht zu gut ist, für dich so schwach zu werden, dass er ganz da unten bei dir sein will. So macht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit. Der scheinbar schwache Gott erweist in der Schwachheit seine Kraft, die Kraft seiner Gegenwart. So tröstet er, kniet neben Dir im Dreck und wischt Dir die Tränen ab.

In Ausschwitz, so wird berichtet, habe man einen Jungen zum Tod durch den Strang verurteilt, zur Abschreckung, wie man sagte. Die erwachsenen Männer, fassungslos darüber, fragten ihren Rabbi: Wo ist nun Gott? Und der Rabbi deutete auf den erhängten Knaben und sprach: Dort hängt er.

Dort hängt er, Jesus von Nazareth, dort, wo Menschen leiden und zugrunde gehen in nicht mehr erträglichen Lebenssituationen.

Gott hilft uns nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, nicht mit einem Machtwort und nicht so, dass er die Bösewichter einfach am Schlawittchen packt und aus dem Verkehr zieht. Gott hilft uns, indem er mit uns leidet. Darum schreibt Paulus: Genauso hat es Gott gefallen durch die Torheit der Predigt vom Kreuz Jesu Menschen zu retten.

Und das kommt dann wirklich aus heiterem Himmel, dass  Menschen im Wort vom Kreuz ihren Frieden und ihren Trost finden, durch Gottes Güte, dass sie die Hand dieses Gekreuzigten ergreifen und spüren, der hält mich, der ist es, der mich liebt, auch jetzt im Dunkeln.

Und selbst dann noch, wenn wir selber das Gefühl haben, dass wir ganz und gar ins Dunkel abstürzen und dass uns nicht einmal mehr der Christus halten kann, selbst dann noch hält seine Liebe unserem Nicht mehr Wollen und Nicht -  mehr -  Können stand.

Da ist Grund unter dem Abgrund – nicht zu begreifen, nicht zu beweisen, aber dieser Grund trägt.

So stirbt an der Schwachheit Gottes, was uns Sorge macht und Angst, und so steigen von jenem Grund unter dem Abgrund andere, neue Zeichen auf …. nichts Vollkommenes, mit dem man sich rühmen könnte.

Aber Bruchstücke der Hoffnung steigen auf, an die man sich halten kann und die weit hinausweisen über unseren kleinen, armseligen Horizont, wenn es dunkel ist. Im Blitz eines Gedankens die Zuversicht, dass alles gut wird und wir bestehen werden, ein warmer Strom von neuer Kraft, gerade genug, um über den Tag zu kommen.

Da muss einer nicht mehr den starken Mann oder die starke Frau spielen, da muss keiner sich mehr seiner Schwachheiten schämen – mehr noch, da muss keiner mehr seine Schwachheit fürchten. Vor Gottes großer Schwachheit in dem Tode Jesu Christi bleiben unsere kleinen Schwachheiten zurück.

Uns so wird in aller Stille unser Glaube an den gekreuzigten Christus der Sieg, der die Welt überwindet. Nicht ohne Angst, nicht ohne Bangen, auch nicht tränenlos, aber beharrlich, Stück für Stück. So ist uns, die wir Christus kennen, der Anblick seines Kreuzes ein starker Trost, das Bild seiner Angst und Not unser eigenes Bild, wie oft! Aber in diesem Bild das Vertrauen darauf, dass er uns hält, gerade so.

Das Wasser der Taufe und Brot und Wein von seinem Tisch sagen uns immer wieder: Wir gehören dem gekreuzigten und auferstandenen Christus. Er sorgt für uns.

 

Amen.

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! AMEN

 

Text: 1. Kor. 1,18-25

 

Liebe Gemeinde,

das Wort vom Kreuz ist eine Dummheit für die Welt, aber für uns Christen ist es Gottes Kraft und Weisheit! Was ist das Wort vom Kreuz? Christen glauben, dass Jesus von Nazareth, der Sohn Gottes, uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns hergegeben hat, um uns die Liebe Gottes begreiflich zu machen. Es war kein schöner Anblick. Er wurde ans Kreuz genagelt an Händen und Füßen. Das war damals die größte Schande, die man einem Menschen antun konnte. Ganz langsam starben die so Verurteilten. Und Jesus hat dabei noch für seine Peiniger um Vergebung gebetet und gesagt: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. So erfüllte er sein eigenes Wort: Liebet eure Feinde! Kinder aus nichtchristlichen Elternhäusern erschrecken zutiefst, wenn sie zum ersten Mal das Bild des Gekreuzigten sehen. Das hat mir bewusst gemacht, dass wir uns viel zu sehr an den Anblick des gekreuzigten Christus gewöhnt haben. Wir sind mit seinem Bild groß geworden. Aber eigentlich ist dieses Jesuskreuz eine brutale Darstellung unmenschlichster Gewalt, nicht weniger grausam als die Hinrichtungen, die von den Taliban verübt werden. Und  nun soll ein Nichtchrist darin die Liebe Gottes sehen können? Leicht könnte er angewidert wegschauen und sagen: So ein Schwachsinn! Und was soll daran erlösend sein oder gar Liebe , wenn einer gelyncht wird. Aber wir Christen haben gerade darin die Liebe Gottes erkannt und begriffen, dass Gott am Kreuz sich dem Bösen aussetzt, ohnmächtig und schwach wird, wie einer von uns, der zum Opfer wird, und dass er gerade so das Böse entmachtet. Dem menschlichen Verstand ist das ganz und gar unbegreiflich! Wer es  verstehen darf, ist von Gottes Geist erfüllt worden.

 

Der Apostel Paulus hat in seiner jüdisch – griechischen Umwelt die Erfahrung gemacht, dass er mit der Botschaft von Jesus, dem gekreuzigten Sohn Gottes bei den Juden Ärger hervorrief, denn sie waren der Überzeugung, dass Jesus von Nazareth nicht der Sohn Gottes sein könne, gerade weil er gekreuzigt wurde. Steht es doch schwarz auf weiß im Alten Testament, dass ein ans Holz Gehängter von Gott Verflucht ist.

Zum anderen handelte sich Paulus bei griechisch – römisch gebildeten Menschen Spott und Gelächter ein. Für die war ein schwächlicher Gott, der sich ans Kreuz schlagen lässt eine schiere Unmöglichkeit, eine absolute Gestörtheit. Die Götter sind stark und unsterblich und lassen sich gewiss nicht von Sterblichen ans Kreuz schlagen. Wer das behauptet stellt ja die ganze Welt auf den Kopf! Solche schwachen Götter, auf die könnte man genauso gut  verzichten.

Darum schreibt Paulus: Das Wort vom Kreuz ist Torheit denen, die verloren gehen, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.

Wie stehen wir heute im 21. Jahrhundert zum Kreuz, wir Christen, in unseren kleiner werdenden Gemeinden, mitten in einer multikulturellen Gesellschaft. Auch für die Muslime, deren Glauben 600 Jahre nach der Kreuzigung Jesu entstanden ist, ist die Kreuzigung eines Gottesmannes wie Jesus undenkbar. Darum lehrt der Koran, Jesus sei nicht gekreuzigt worden, sondern Gott habe ihn gerettet. An seiner Stelle sei ein anderer ans Kreuz geschlagen worden .Diese Irrlehre erfand nicht Mohammed. Sie war schon in der frühen Christenheit im Schwange. Die Gnostiker fanden auch schon, dass Gott sich da wohl im Ton der Erlösung vergriffen habe mit dem Kreuz. Die Gnostiker wurden von den Kirchenvätern aus der Kirche ausgewiesen. Das Wort vom Kreuz wurde nicht preisgegeben.

Das Wort vom Kreuz ist Torheit in der Welt wie sie ist, Torheit für den gesunden Menschenverstand. Der Mensch wünscht sich einen Gott, der stark und gesund und herrlich ist. Die Alten unter uns erinnern sich wahrscheinlich gut daran, welche Blüten dieser Wunsch nach einem starken Gott unter Adolf Hitler getrieben hat. Der deutsche Mann ist hart wie Kruppstahl und ein deutscher Junge weint nicht.

Gottesbild und Menschenbild haben viel miteinander zu tun.

Nur was stark und gesund und kräftig ist, hat ein Recht auf Leben, meinte Adolf Hitler. Darum ließ er behinderte Menschen töten und beseitigte was er für rassisch unrein hielt.

Das Wort vom Kreuz war auch den Nationalsozialisten eine Torheit!

Gleichwohl, hat es seit 2000 Jahren viele Reiche überdauert. Das Wort vom Kreuz lebt und ist kräftig und überzeugt immer wieder Menschen, dass sie darin ihre Kraft und ihren Trost und ihren Halt finden, ganz gleich, was andere sagen oder was die Gesellschaft um sie her denkt.

Das Wort vom Kreuz ist Torheit denen, die verloren gehen, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.

Dass uns der Gekreuzigte eine Quelle der Kraft ist, das haben wir uns nicht selber geben können. Dass wir ihn als unseren Herrn bekennen können, das ist nicht unser Verdienst. Martin Luther formuliert in seiner Erklärung zum Glaubensbekenntnis: Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann, sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen und im rechten Glauben geheiligt und erhalten.

Niemand kann sich das Verständnis des Kreuzes selber aufschließen und es aus eigener Kraft verstehen. Wenn das geschieht ist Gott durch seinen Heiligen Geist am Werk. Ich kann Euch die Botschaft vom Kreuz auch nicht logisch erklären oder mit wissenschaftlichen Methoden darstellen, damit ihr sie überzeugend findet. Nein, aber ich kann sie Euch bezeugen, so, wie sie mich getroffen und erreicht hat.

Ich war gerade mal 7 Jahre alt und es war am Karfreitag, als unser Kindergottesdiensthelfer uns die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu erzählt hat. Er schenkte uns ein ganz einfaches Bild mit einer Kreuzdarstellung drauf. Ich weiß noch wie heute, dass ich das Bild ansah und dachte, mein Gott, wie sehr musst Du mich lieb haben, dass Du so etwas für mich tust! Das Kreuz Jesu hat mich nie wieder losgelassen. Für mich ist es das unüberbietbare Zeichen und die nicht zu toppende Tat der Liebe Gottes, in Christus Jesus. Mir war schlagartig klar, so wie es oft nur Kindern klar sein kann: Da ist jemand, der mag Dich total. Der mag dich so, dass er dich niemals fallen lassen wird. Der hat dich praktisch in seine Liebe hineingeborgen mit diesem seinem Tod. Da kannst Du auch gar nie wieder herausfallen.

Ich habe angefangen, mich für diesen Gekreuzigten zu interessieren, wollte alles über ihn wissen, habe dann selbst von ihm erzählt im Kindergottesdienst und später im Studium meine Zulassungsarbeit über die Kreuzestheologie Martin Luthers geschrieben.

Und jetzt bin ich Pfarrerin, um diesen gekreuzigten Christus zu predigen. Und ich werde nicht müde, von unserem gekreuzigten Herrn zu erzählen, dort wo Menschen an ihre Grenzen kommen, wo es ans Sterben geht und ans Abschiednehmen, wo das Leben nur noch am seidenen Faden hängt und nichts mehr hält, was so fest schien und verlässlich. Dort wo mit einem mal das Leben zu zerbrechen scheint, da ist das Wort von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus eine Zuflucht und ein Halt, der trägt, noch ganz am Boden. Denn die Beweise verlassen uns, wenn es ernst wird und die brauchen wir dann auch nicht. Und unsere Taten bleiben zurück und all unsere Leistung, wenn es ernst wird und unsere Weisheit auch. Sie kann uns dann nicht helfen.

Aber dieses Wort vom Kreuz hält allem Elend stand. Sieh da, die Hand deines Gottes, der sich nicht zu gut ist, für dich so schwach zu werden, dass er ganz da unten bei dir sein will. So macht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit. Der scheinbar schwache Gott erweist in der Schwachheit seine Kraft, die Kraft seiner Gegenwart. So tröstet er, kniet neben Dir im Dreck und wischt Dir die Tränen ab.

In Ausschwitz, so wird berichtet, habe man einen Jungen zum Tod durch den Strang verurteilt, zur Abschreckung, wie man sagte. Die erwachsenen Männer, fassungslos darüber, fragten ihren Rabbi: Wo ist nun Gott? Und der Rabbi deutete auf den erhängten Knaben und sprach: Dort hängt er.

Dort hängt er, Jesus von Nazareth, dort, wo Menschen leiden und zugrunde gehen in nicht mehr erträglichen Lebenssituationen.

Gott hilft uns nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, nicht mit einem Machtwort und nicht so, dass er die Bösewichter einfach am Schlawittchen packt und aus dem Verkehr zieht. Gott hilft uns, indem er mit uns leidet. Darum schreibt Paulus: Genauso hat es Gott gefallen durch die Torheit der Predigt vom Kreuz Jesu Menschen zu retten.

Und das kommt dann wirklich aus heiterem Himmel, dass  Menschen im Wort vom Kreuz ihren Frieden und ihren Trost finden, durch Gottes Güte, dass sie die Hand dieses Gekreuzigten ergreifen und spüren, der hält mich, der ist es, der mich liebt, auch jetzt im Dunkeln.

Und selbst dann noch, wenn wir selber das Gefühl haben, dass wir ganz und gar ins Dunkel abstürzen und dass uns nicht einmal mehr der Christus halten kann, selbst dann noch hält seine Liebe unserem Nicht mehr Wollen und Nicht -  mehr -  Können stand.

Da ist Grund unter dem Abgrund – nicht zu begreifen, nicht zu beweisen, aber dieser Grund trägt.

So stirbt an der Schwachheit Gottes, was uns Sorge macht und Angst, und so steigen von jenem Grund unter dem Abgrund andere, neue Zeichen auf …. nichts Vollkommenes, mit dem man sich rühmen könnte.

Aber Bruchstücke der Hoffnung steigen auf, an die man sich halten kann und die weit hinausweisen über unseren kleinen, armseligen Horizont, wenn es dunkel ist. Im Blitz eines Gedankens die Zuversicht, dass alles gut wird und wir bestehen werden, ein warmer Strom von neuer Kraft, gerade genug, um über den Tag zu kommen.

Da muss einer nicht mehr den starken Mann oder die starke Frau spielen, da muss keiner sich mehr seiner Schwachheiten schämen – mehr noch, da muss keiner mehr seine Schwachheit fürchten. Vor Gottes großer Schwachheit in dem Tode Jesu Christi bleiben unsere kleinen Schwachheiten zurück.

Uns so wird in aller Stille unser Glaube an den gekreuzigten Christus der Sieg, der die Welt überwindet. Nicht ohne Angst, nicht ohne Bangen, auch nicht tränenlos, aber beharrlich, Stück für Stück. So ist uns, die wir Christus kennen, der Anblick seines Kreuzes ein starker Trost, das Bild seiner Angst und Not unser eigenes Bild, wie oft! Aber in diesem Bild das Vertrauen darauf, dass er uns hält, gerade so.

Das Wasser der Taufe und Brot und Wein von seinem Tisch sagen uns immer wieder: Wir gehören dem gekreuzigten und auferstandenen Christus. Er sorgt für uns.

 

Amen.

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