Predigt anlässlich des Festgottesdienstes zum Start der Kirchengemeinde Albbruck-Görwihl

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott unserem Vater und von unserem Herrn Jesus Christus! Amen

 

Liebe Gemeinde,

die evangelischen Christen in Albbruck und in Görwihl werden eine Kirchengemeinde. Das geht  nicht von heute auf morgen. Gut Ding will Weile haben, sagt das Sprichwort, und bestimmt hat es auch hier recht. Es wird ein Prozess sein, unser Zusammenwachsen. Menschen aus beiden Orten werden sich häufiger begegnen und werden auch gemeinsam etwas tun. Wir werden uns näher kommen und werden das Gefühl bekommen, dass wir zusammengehören. Das geschieht durch gegenseitiges vertraut werden miteinander. Vertrauen muss entstehen und wachsen. So ist das bei uns Menschen einfach. Wir als Christen aber, haben vor andern einen unbestreitbaren Vorteil: Es gibt nämlich etwas, was uns schon längst verbindet, viel fester als alles, was wir je selbst dazu tun könnten, - und das ist unser gemeinsamer Glaube an Jesus Christus, unsern Herrn. Das ist die uns allen gemeinsame Taufe auf seinen Namen und das ist der eine Heilige Geist, der in uns allen wohnt.

Lasst uns heute darum auf ein Wort aus dem Epheserbrief hören. Dort heißt es in Epheser 4,15:

Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist  - CHRISTUS!

 

Für den Epheserbrief ist es ganz selbstverständlich, dass Christen nicht für sich alleine, sondern in einer Gemeinde miteinander leben. Denn sie sind gemeinsam der Leib Christi in dieser Welt. In Görwihl und in Albbruck soll man an uns etwas von Christus sehen können. An jeweils unserem Lebensort dürfen wir andere Menschen Christus spüren lassen. Wie geht das?

Dass uns Christus wichtig ist, das sieht man daran, dass wir am Sonntag den Gottesdienst besuchen. Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr! Und dass uns Christus wichtig ist, das sieht man auch an unserer Art, den Alltag zu leben. Der Epheserbrief findet die schönen Worte dafür: Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe! Eine Gemeinde strahlt etwas aus. Da ist einer dem andern wichtig. Da fragt man nacheinander. Keinen Tag soll es geben, an dem einer sagen muss: Ich habe keinen  Menschen! Christen sind füreinander da. Und gerade so sollen auch andere außerhalb der Gemeinde mit uns die Erfahrung machen: Dem ist es wichtig, wie es mir geht! Diesem Menschen bin ich nicht gleichgültig!

Eine Gemeinde nimmt Anteil am Ergehen der Menschen um sie her. Und wenn es gut kommt, dann ist eine Gemeinde auch Heimat für Menschen, wo sie eine offene Tür und ein offenes Ohr finden. Ein Christ kann sich in die Schuhe eines andern Menschen stellen und sich in ihn hineindenken und ihm raten. Das soll in einer Gemeinde möglich sein, dass wir mit den Fröhlichen glücklich sind und mit den Trauernden weinen können.

Der CHOR hat vorher gesungen: Zusammenleben, zusammen leben, die Trauer kennen und auch das Glück! Ja, alles soll Platz haben in unserer Gemeinde! Wahrhaftig sein in der Liebe, - dies alles soll aufrichtig geschehen und echt sein und ehrlich mit dem andern. Die Liebe tut, was sie tut ohne Hintergedanken und ohne einen Zweck für sich selbst zu verfolgen. Und bei allem, was wir tun, schauen wir auf den Christus in unserer Mitte, der das Haupt der Gemeinde ist, unser Chef sozusagen, der Kopf, der den ganzen Leib ordnet und zusammenhält und auch bewegt!

Lasst uns aber wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist – CHRISTUS!

Zu Christus hinwachsen, der das Haupt ist! – Das ist unsere Lebensaufgabe als Christen. Aber was tun wir da eigentlich? Gibt es dafür eine Messlatte, wie früher im Kinderzimmer, wo wir immer nachschauen konnten, wie groß wir schon waren? Kann man das sehen, wie weit einer schon auf Christus hingewachsen ist? An so eine Messlatte denkt der Verfasser des Epheserbriefes wohl kaum. Sehen kann man nämlich nichts von dem, was da geschieht, wenn Menschen auf Christus hinwachsen. Sie werden dabei nicht körperlich größer. Aber was ist dann gemeint mit diesem Wachsen auf Christus hin in allen Stücken? Es ist ein Hineingestellt werden in eine  Haltung der Liebe zu Gott und den Menschen. Paulus würde jetzt sagen: Christus als der absolut Liebende gewinnt immer mehr Raum in mir, bis dahin, dass nicht ich lebe, sondern Christus in mir. Das hat zur Folge, dass Menschen anfangen, Jesu Gedanken zu denken, seine Worte zu sagen und seine Taten zu tun. Zu Christus hinwachsen, das heißt: Sein Heiliger Geist erobert einen Menschen und verwandelt ihn in ein neues Bild-, zu einem neuen Menschen, der die Art von Jesus annimmt! Wir werden selbstverständlich nicht Jesus! Aber wir sind – heute würde man sagen – dieselbe Marke! Andere merken wohl aus welchem Stall wir kommen.

Neulich charakterisierte die FAZ uns evangelische Christen in der Zeit vor Bischof Huber als  „Bart—Sandalen und Bedenkenträger“. Das ist wahrhaftig kein gutes Image – und so verstehen wir uns selber sicher nicht. Aber auch das zeigt, dass es ankommt, dass wir uns um Christi willen nicht mit allem einverstanden erklären, was auf Gottes Erdboden geschieht. Und es wird immer zu uns Christen gehören, dass wir um der Menschen willen auch Bedenken äußern, wenn die Gerechtigkeit vergessen geht.

Wer vom Geist Gottes erfüllt ist und so handelt und denkt, der muss seine Andersartigkeit in dieser Welt bewähren. Der muss Farbe bekennen. Das ist auch nicht immer leicht. Es ergeht ihm vielleicht wie dem Chamäleon in Wolf-Dieter Schnurres Fabel. Es verliert seine Fähigkeit, die Farbe zu ändern, als es gerade grün geworden ist. Die andern fragen: „Warum weinst du? Und das Chamäleon antwortet: „Weil ich nun immer grün bleiben muss, auch wenn die Blauen am Ruder sind.“

Wer vom Geist Gottes verwandelt worden ist, dem mag es ähnlich gehen. Der kann und will sich nicht mehr einfach nach  jedem Wind richten. Menschen, die auf Christus hinwachsen, werden ganz feste Persönlichkeiten. Sie bekommen ein festes Herz und ein gewisses. Nicht dass wir nicht auch mal Herzflattern hätten, aber unsere Farbe behalten wir doch.

Alle Christen wachsen auf diese Art zu Christus hin. Auch das verbindet uns.

Nun kommen wir zusammen, Albbrucker und Görwihler Christen, in einer Gemeinde. Unser Auftrag bleibt derselbe, den wir auch vorher alle schon hatten: Mit unseren Begabungen dazu helfen, dass Gemeinde Jesu gebaut wird an dem Ort, wo wir jeweils leben, dass Menschen die gute Nachricht von Jesus hören, dass sie ein offenes Ohr finden für ihre Sorgen, dass sie in ihrem Leben ermutigt und gestärkt werden, das sie für ihren Glauben eine Heimat haben in der Kirche und Gemeinde Jesu. Zahlenmäßig wachsen wir vielleicht gar nicht so sehr -, das ist bei der zu erwartenden demographischen Entwicklung auch kaum zu erwarten. Wenn wir aber nur alle miteinander zu Christus hinwachsen, ganz nah – und miteinander eine Gemeinde werden, in der sich Menschen gegenseitig darin unterstützen und einander stärken, in der Liebe zu bleiben, die Gott in unsere Herzen ausgegossen hat, dann haben wir das eine getan, was nötig ist und was viele heilt.

Letztendlich können wir Menschen dieses zu Christus Hinwachsen gar nicht selber machen. Da braucht es stärkere Kräfte als die unseren! Da braucht es Gottes Kraft, seinen Heiligen Geist. Um ihn lasst uns immerzu bitten! Wir bauen die Kirche letztendlich nicht. nicht mit allem, was wir tun. CHRISTUS baut sie, auch bei uns hier und heute in Görwihl und in Albbruck. Und er ist in überall dort, wo es um seine Sache geht selber am Werk. Das berechtigt uns nicht zur Faulheit. Aber es entlastet uns sehr.

Darum lasst uns voll Vertrauen anfangen mit dem Zusammenwachsen als Gemeinde und miteinander auf Christus hinwachsen, den sicheren Boden unter den Füßen spüren, den Himmel atmen und miteinander auf Christus schauen.

Er geht voraus!

AMEN

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