Predigt zu Lukas 12, 15-21 zum Erntedankfest am 11. Oktober 2015

Text: Lukas 12,15-21

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn Jesus Christus, Amen

Liebe Gemeinde,

Jesus hat diese Geschichte erzählt, weil zwei Brüder sich nicht über ihr Erbe einigen konnten und der schwächere von beiden ihn um Hilfe bat. Jesus soll das geltende Recht durchsetzen. Danach gehören zwei Drittel dem älteren Bruder, ein Drittel dem jüngeren. Jesus weigert sich, den Erbschlichter zu machen. Vielmehr sagt er: Niemand lebt davon, dass er viel besitzt!

Die meisten Menschen, auch bei uns, sind anderer Meinung. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann spüren wir doch auch in uns dieses Bedürfnis, Geld haben zu wollen, jedenfalls so viel, dass wir es gut haben, auch einmal im Alter. Oft wird dieses Sicherungsbedürfnis des Menschen zu einem Sklaventreiber, der uns zu unermüdlicher Arbeitsleistung aufpeitscht. Dabei verlieren Menschen nicht selten das Leben und werden zu Arbeitstieren, die nur noch für die Arbeit leben. 

Heute am Erntedankfest lassen wir uns wieder einmal vor Augen führen, dass wir es gar nicht sind, die das Leben sichern können. Auch nicht mit aller Arbeit. Gott selber tut das, indem er uns wachsen lässt, was wir zum Leben brauchen. Natürlich müssen wir all die guten Sachen im Laden kaufen, natürlich müssen wir für unser Geld arbeiten. Aber dass wir leben und atmen, dass wir uns freuen können an der Sonne und am Gras, den Blumen und Früchten, den Bäumen und an anderen Menschen, das ist uns alles geschenkt! Auch unsere Arbeitskraft ist uns geschenkt und kommt jede Nacht umsonst als Geschenk, wenn wir schlafen. So sorgt Gott für uns. Der gute Mut, die Lust am Leben, die Zuversicht für unseren Alltag, die kann man mit Geld nicht kaufen. Die wird uns geschenkt, wenn wir Gott vertrauen. Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern er lebt davon, dass Gott ihn kennt und dass er zu Gott beten darf und ihm vertrauen kann in jeder Lebenslage. Das ist das einzige, was uns tragen kann in diesem Leben und auch im Sterben.

Jesus erzählt in seinem Gleichnis vom reichen Kornbauern, wie wir es nicht machen sollen in unserem Leben. Was macht der Mann denn eigentlich falsch? Er denkt doch sehr vernünftig. Eine gute Ernte muss man richtig lagern, so dass sie auch über schlechte Jahre hinweghelfen könnte. Dieser Bauer vernichtet keine Lebensmittel, wie das bei uns nicht selten geschieht, damit man die Preise stabil hält. Dieser Bauer will die Ernte sicher unterbringen. Was ist denn daran falsch? Gott selber nennt ihn einen Narren, einen der mit seinem Leben falsch umgeht!

Wisst ihr, warum? Dieser Bauer hat sein Leben auf später verschoben! Der hat gesagt, wenn ich dann mal fertig bin mit den neuen Scheunen, wenn dann mal alles untergebracht ist , dann werde ich mich hinsetzen und essen und trinken und mir’s gut gehen lassen. Wenn ich dann mal so viel Vorrat habe, dass es mir für viele Jahre reicht, dann höre ich auf zu schaffen, dann werde ich endlich das Leben genießen. Ich höre manch einen von uns wieder, der ganz ähnlich spricht: Wenn ich dann mal so viel Geld auf der Bank habe, dass es mir für mein Alter reicht, dann lasse ich mich pensionieren und werde endlich das Leben genießen! Wo ist der Denkfehler? Gott nimmt im Gleichnis kein Blatt vor den Mund und sagt: Deine Lebenszeit kannst du nicht planen. Die liegt in meiner Hand. Heute Nacht wirst du sterben und wem wird dann gehören, was du aufgehäuft hast?

Im Buch Jesus Sirach ist diese Wahrheit so auf den Punkt gebracht:

"Mancher wird reich, weil er sein Leben lang knausert und spart. Doch, was hat er davon? Er kann sich sagen: Jetzt darf ich mich ausruhen und meinen Besitz genießen! Aber er weiß nicht, wie viel Zeit ihm dafür bleibt. Und dann stirbt er und hinterlässt anderen seinen Besitz.!" (11,18.19)

Was Jesus uns mit seinem Gleichnis sagen will, ist deutlich. 

Ihr könnt Euer Leben nicht auf später verschieben. Ihr könnt es nur jeden Tag und wirklich im Augenblick leben, alles, dann wenn es dran ist!

Sich freuen und miteinander lachen, das kann man eben nur gleich tun! Das kann man nicht auf später verschieben wie der Bauer. Hätte er sich doch gefreut über Gottes reichen Segen, anstatt sich aufzuregen, wohin er ihn speichern sollte. Hätte er doch das Erntefest mitgefeiert, .Wie viel Spaß hätte er da gehabt und Freude und Fröhlichkeit. Wie gut hätte ihm das getan. Man kann doch nicht dauernd arbeiten.

Jesus sagt, lebt jeden Tag und verschiebt das Leben nicht auf morgen! Dankt Gott jeden Tag für alles Gute, das er Euch täglich schenkt und nicht erst übermorgen oder wenn ihr in Rente geht!

Jeder Tag ist ein Tag, den ihr genießen dürft. Nehmt ihn dankbar aus Gottes Hand. Genießt das Gute miteinander. Und wenn ihr so viel habt, dass ihr abgeben könnt, dann tut es und verschiebt es nicht. Es liegt ein Segen in den offenen Händen und sie werden nicht leer. Wir sollen auch am Montag nicht sagen, hoffentlich ist bald wieder Samstag und keine Schule und keine Firma. Auch damit machen wir uns das Leben nur schwer und verschieben es aufs Wochenende oder auf den Urlaub oder auf die Rente! So ein Quatsch! Heute lebe ich, heute freue ich mich, heute hab ich jemand lieb und was ich zu tun habe, tue ich mit Hingabe. So werde ich leben, heute, jetzt, tief und richtig. Und ich will täglich für das Gute danken, das mir von Gott geschenkt wurde. So werden wir reich bei Gott. Und Jesus will, dass wir das werden, damit wir nicht am Ende des Lebens entsetzt sagen müssten: Aber ich habe doch noch gar nicht richtig gelebt! Bitten wir Jesus, dass er auf uns aufpasst, damit wir die Dankbarkeit nie verlieren! Abendmahl feiern, das bedeutet auch, Gott zu danken. Unsere Vorfahren haben das Abendmahl die große Danksagung genannt oder auf Griechisch Eucharistia. Wir danken Gott beim Abendmahl dafür, dass er uns so nahe kommt im Brot und im Wein, dass wir ihn mit Händen greifen dürfen, dass er in dem Menschen Jesus für uns ein Mensch geworden ist, der unser Leben gelebt hat und unseren Tod gestorben ist, um uns ganz nah zu sein, an jedem Tag unseres Lebens und auch einmal im  Sterben und im Tod. Wir danken Gott, dass er uns so eine große Würde gibt, jeden Tag, dass wir in Gemeinschaft mit ihm unser Leben gestalten dürfen. Sogar an seinen Tisch lädt Gott uns ein. Wir sind seine Familienmitglieder. Er kümmert sich um uns und er will, dass wir ein gutes, erfülltes Leben leben dürfen. Darum nimmt er uns beim Abendmahl alle Lasten ab: unsere Schuld wird vergeben, unsere Zweifel werden zerstreut, unsere Müdigkeit wird geheilt, unsere Verzweiflung verwandelt in Zuversicht und alles, was sich in unserer Seele heute nicht ändern lässt nimmt Gott in seine Hände und trägt uns, bis wir wieder Licht sehen. Lasst uns ihn loben!

 

AMEN

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