Predigt zu Lukas 2, 1-20 an Heiligabend 2014

Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! AMEN

Text: Lukas 2,1-20

Liebe Gemeinde,

wir haben uns eingefunden, hier im Glanz des Christbaums, im Glanz der vielen kleinen Lichter, vor der Krippe , zusammen mit unsern Kindern, die uns die beste Nachricht aller Zeiten vorgespielt und ausgerichtet haben, so wie alle Jahre, nun auch heute wieder! Und das ist der Zauber dieser Geschichte, immer von Neuem, dass wir alle darin vorkommen.

Wir Mütter und Väter, die Kinder haben und sich um sie sorgen und mühen und die ihre Freude daran haben. Vater - Mutter – Kind,  ein Spiel, das wir gespielt haben in unsern Kindertagen und das dann ernst geworden ist, als wir erwachsen wurden. Vielleicht  ist uns eine halbwegs heile Familie gelungen, vielleicht war es von Anfang an nicht so, das ist von Haus zu Haus verschieden. Aber eins eint uns doch: Die Sehnsucht nach einer solch heilen Familie und darum rührt es uns an, was wir im Stall von Bethlehem zu sehen bekommen: Den Vater, die Mutter und das Kind im Frieden beisammen.  Bei uns gelingt das Spiel nicht immer, geht auch nicht immer gut aus. Und bei Maria und Josef wäre es wohl auch nicht gut ausgegangen ohne den Engel Gottes, der dem Josef gerade noch rechtzeitig glaubhaft versichert hat, dass Maria ihm nicht untreu war, sondern dass das Kind Gottes Kind ist. Sonst hätte Josef sich womöglich aus dem Staub gemacht und Maria wäre alleine gewesen mit der Aufgabe, das Jesuskind zu erziehen. Gott braucht sie beide, den Josef und die Maria, um seinen Sohn in die Welt und durch die Welt zu bringen. Kaum  hat Josef die Aufgabe auch für sich angenommen, da wird es auch schon bitter ernst! Der Kaiser will eine Volkszählung durchführen. Nicht aus Jux und Tollerei versteht sich, nein, er braucht mehr Steuergelder. Das kennen wir auch! Aber früher bedeutete das, dass jeder in seinen Geburtsort reisen musste, um sich dort in die Steuerlisten eintragen zu lassen. Und weil Josef aus der Familie des Königs David stammt,  muss er nach Bethlehem, wo auch König David geboren wurde. Die hochschwangere Maria muss mitkommen. Und wir ahnen schon, den göttlichen Plan dahinter, denn das hat der Prophet Micha schon längst angekündigt, dass der Retter Gottes aus Bethlehem kommen würde. Darum muss Maria nach Bethlehem, und das Kind muss dort zur Welt kommen, denn die Verheißung, die wird sich erfüllen, komme, was da wolle. Und es kommt auch so. Maria bringt das Kind in Bethlehem zur Welt, im Dreck, in einem Viehstall. Es ging wohl nicht anders. Einen besseren Platz hat man ihr nicht geben wollen. Und das war wohl Gottes Absicht, ganz klar zu machen, dass sein Retter keiner sein würde, der sich in Samt und Seide kleiden wird und in weichen Betten liegen würde, sondern einer, der zu denen kommt, die ganz unten sind. Es heißt hier ganz schlicht: Sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Das erleben heute viele Menschen, dass sie keinen Platz haben! Dass man sie nicht braucht. Wie viele Kinder und Jugendliche werden es erlebt haben, dass man mit ihnen darüber geredet hat, bei wem sie Weihnachten verbringen, bei Papa oder Mama? Wie viele Alte sind heute Nacht wohl alleine? Wie viele Alleinstehende werden heute mit dem Fernseher Weihnachten feiern. Und wie viele werden heute Nacht auf dem Mittelmeer treiben oder sonst wo auf der Flucht sich befinden, weil sie nicht mehr leben können in ihrer Heimat, weil sie keinen Raum mehr sehen, der ihnen noch gelassen wird zu einem Leben in Frieden! Wie viele werden heute auf der Straße sitzen in unseren Großstädten, Obdachlose und Straßenkinder und werden es gar nicht so weihnachtlich haben! Keinen Raum und keine Herberge! Und da sind wir alle auch mit unseren kleinen und großen Sorgen, um unseren eigenen Platz in unserer Gesellschaft, dass wir den behaupten können, die Jungen, dass sie ihre Prüfungen bestehen und den Sprung in den Beruf schaffen, und die Alten, dass sie ihren Arbeitsplatz behalten! Und da sind die vielen Einsamen, denen es nicht gelingt, sich einen Platz im Herzen eines andern Menschen zu erobern. Auch sie haben keinen Raum in der Herberge, der diese Welt warm und hell machen könnte. Um ihretwillen, um unser aller willen hat Gott gesagt: Ich komme so, dass ich keinen Raum in der Herberge habe! Ich stelle mich zu denen ohne Raum und Herberge, zu denen, die keiner vermisst. Sie sind es mir wert, einer von ihnen zu werden. Seht, da bin ich!

Und dann ist es dort, in diesem improvisierten Kreissaal und Kinderzimmer friedlich zu- und hergegangen und dort legt Gott den größten Schatz, den er hat in eine Futterkrippe: Seinen eigenen Sohn, unsern Retter: Jesus Christus! In ihm liegt dort der Friede höchstpersönlich, der Friede für jeden von uns, für Dich und für mich, für uns alle. Und jedem Menschen ruft Gott aus dieser Krippe zu: Du bist mir wertvoll und ich kennen dich beim Namen, bei mir hast du einen Raum und Herberge! Dort in der Krippe liegt der Sinn dieses manchmal so armseligen Lebens, der Sinn all unseres Leids und Leidens, der Sinn all dessen, was uns so unbegreiflich ist oft und so schwer. Gott ist ein Mensch geworden, aus Fleisch und Blut, geboren von einer jungen Frau unter Schmerzen und Schweiß, in Ängsten und dann im Glück darüber, dass das Kind geboren ist. Und jede Frau, die geboren hat weiß, wie nahe Tod und Leben da beieinander liegen. Denn das gehört zum Menschsein, dass wir sterben müssen. Auch dem unterwirft sich Gott als er Mensch wird in Bethlehem. Aber es ist, als sei jetzt dem Tod der Zeitzünder an den Lebensnerv gelegt. Die Geburt Jesu  ist der Beginn seines Untergangs. Es ist ein langer Weg von Bethlehem bis Golgatha. Auf diesem Weg sind Jesus und seine Familie selbst zu Flüchtlingen geworden, weil der König Herodes dem Kind nach dem Leben trachtete. Auch diese Erfahrung hat Jesus sich nicht erspart. Und dann ging dieses Kind, erwachsen geworden, in die Brennpunkte des Elends: Zu den Aussätzigen, die keiner mehr haben wollte und auch nicht konnte. Der Tod wäre sicher gewesen. Doch Jesus kennt keine Angst in der Begegnung mit ihm. Er vertreibt ihn durch sein Wort. Er heilt die Kranken. Er gibt sie ihren Angehörigen zurück. Das Leben darf wieder blühen. Viel Wärme hat Jesus in die Welt gebracht. Er ist ein Licht geworden für die Blinden, für die, die körperlich blind waren und für die, die Gott nicht mehr wahrnehmen konnten. In seinem Licht begannen beide wieder zu sehen, die Welt wie sie ist, schrecklich und schön zugleich und Gott, der mit uns durch sie hindurch auf dem Weg ist. Und bei denen, die ihr Leben verkorkst hatten, war Jesus zu finden, bei den Zöllnern, die mehr nahmen als sie gaben und bei den Frauen, die ihren Unterhalt mit käuflicher Liebe verdienten. Denen öffnete er ein neues Leben, einen Weg zurück in ein Leben, das wieder Selbstachtung möglich machte. Er wurde ihr Friede mit sich selbst und mit Gott. Die Menschen lernten durch Jesus: Vergebung ist möglich! Bei denen fand man Jesus, die am Leben verzweifelten und sich in Depressionen verkrochen und in Angstzuständen. Er machte sie frei. Heilsam war er und heilend, ermutigend für viele, so dass die Hoffnung neu in ihnen keimte und sie gewiss wurden, dass Gott ihnen nahe und doch nicht fern sei. Er war einer, der satt machte, der Leben befriedete, das vorher zerrissen und sinnlos schien. Selig sind die, die Leid tragen, sagte er, die, deren Last nicht so schnell von den Schultern fällt, die sie tragen und durchhalten müssen. Gott ist mit Euch unter eurer Last. Darum: Selig seid ihr. In tiefster Nacht ist er erschienen. In tiefster Nacht oft keimt die Hilfe!

So geschah es, als er geboren wurde. In der Mitte der Nacht erklangen die Worte der Engel an die Verachtetsten, die Hirten:

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren!

Gott lässt das nicht im Königspalast verkündigen, auch nicht dem Kaiser Augustus in Rom, sondern denen, die damals nicht einmal vor Gericht als Zeugen ernst genommen wurden. Für Diebsgesindel hielt man die Hirten. An sie wendet sich Gott mit seiner Botschaft. Und das ist schon Programm. Sie sollen es zuerst hören, dass sie nun einen Heiland haben, der sich um sie kümmern wird, um sie und auch um uns. Und er ist einer, der Frieden bringt, Frieden mit Gott, Frieden mit mir selbst und Frieden mit meinem Mitmenschen! Die Hirten haben es weitererzählt, sofort und mit Begeisterung: Da ist einer, der ist unser Friede! Der ist unser Licht! Der ist unser Sinn und unsere ganze Hoffnung. Der ist unser Leben. Der ist das rechte Brot gegen jeden Lebenshunger und das nötige Licht gegen die Dunkelheiten des Lebens. Am Ende hat er auch vor dem Tod nicht haltgemacht und hat ihn für uns auf sich genommen. Das hat dem Tod den Hals umgedreht.

Da sitzen wir heute und verkündigen die Geburt des Herrn, der dem Tod die Macht genommen hat. Wäre das nicht wahr, kein Mensch hätte je begonnen, Weihnachten zu feiern. Aber Weihnachten heißt: Es ist einer gekommen, der aufstand gegen den Tod, mit seinen Worten, mit seinen Taten, mit seinem Leib und seiner Seel. Er ist aufgestanden gegen den Tod und hat ihn besiegt. Wir feiern die Liebe, die das für uns tat. Krankheit, Not und Tod darf uns nicht länger knechten. Der Retter ist da. Wir gehen aus der Nacht ins Leben, egal wie dunkel sie noch sein mag, ganz egal! Gott ist für uns Mensch geworden. Überall, wo wir sind und sein werden, ist er da. Immanuel ist sein Name: Gott ist mit uns! Darum fürchtet euch nicht!

AMEN

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