Predigt zu Matthäus 4,12-17

Gnade sei  mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! Amen

Text: Matthäus 4,12-17

Liebe Gemeinde,

das Dreikönigsfest liegt hinter uns. Die Sternsinger waren da. Die Weihnachtszeit neigt sich dem Ende zu. Der Stern über Bethlehem hat den Weisen den Weg gewiesen zu dem Christuskind, zu dem Licht der Welt, zum Licht aller Völker. Jakobs Stern ist allen aufgegangen. Wenige haben es bemerkt. Ein paar Hirten eben und diese Weisen von weit her aus dem Orient. Ist das Licht des Sterns nun wieder in der Versenkung verschwunden, so wie wir jetzt auch wieder unsere Goldsterne und den ganzen Weihnachtsglanz auf den Dachboden oder in den Keller tragen und dort gut verstauen?

Wo bleibt der ganze Lichterglanz von Weihnachten denn jetzt? Scheint uns dieses Licht jetzt wirklich? Diese Woche habe ich einem Nachbarn alles Gute zum Neuen Jahr gewünscht. Und er seufzte nur und sagte: Meinen Sie, dass das gute Wünsche wünschen wirklich etwas hilft? Ich war erst etwas baff und dann dachte ich: Womöglich hat er ja Recht. Wir wünschen uns den Segen Gottes für das Neue Jahr und können ihn ja doch nicht machen oder gar verschenken! Und wenn jemand nicht mit dem Segen Gottes rechnen will, dann wird er ihn vielleicht auch schwerlich spüren können. Wie ist das denn bei mir selbst, habe ich gedacht. Rechne ich denn damit, dass der Lichtglanz von Weihnachten, der Lichtglanz der Menschwerdung Gottes mein Leben auch wirklich verändern und mit Licht erfüllen kann? Mein Nachbar hatte wohl eher die Meinung: Auf dieser Welt verändert sich rein gar nichts zum Guten. Entspricht das unserer menschlichen Erfahrung mit diesem Leben, das viel zu schnell vorbei ist und das wir oft wenig genossen haben, solange wir es hätten genießen können, weil wir es immer verschoben haben! Und dann kommt unversehens das Alter und da kann man die Jugend beim besten Willen nicht mehr nachholen.

Aber wie ist das nun mit dem Lichterglanz, der an Weihnachten auf unser Leben fällt. Bleibt uns etwas davon oder doch nicht?

In unserem Predigttext treffen wir Jesus als erwachsenen Mann an. Er hat bereits einiges hinter sich. Er war Flüchtling in Ägypten, kam dann mit seinen Eltern zurück nach Nazareth, nachdem König Herodes, der ihm nach dem Leben trachtete, endlich gestorben war. In Nazareth lernte er den Beruf seines Vaters und wurde ein Zimmermann. Aber dann machte er sich auf den Weg zu Johannes, dem Täufer und scherte gewissermaßen aus, aus einem ganz normalen Leben, mit Frau und Kind und Broterwerb. Er lässt sich von Johannes im Jordan taufen und als Johannes verhaftet wird, weil er dem Landeherrn seine Übertretung des 6. Gebotes vorhielt, da geht Jesus zurück nach Galiläa. Ob er sich aus der Sicht- und Reichweite der Mächtigen bringen wollte? Gefährlich war es für Jesus jedenfalls schon wieder! Kein Glanz, vielmehr Bedrohung und Auseinandersetzungen. Und in seinem Heimatort Nazareth, hielten ihn die Leute für verrückt, für einen Aussteiger, der sich etwas anmaßte! Da zieht Jesus nach Kapernaum um. Kapernaum im Gebiet des Stammes Naphtali und Sebulon. Der Evangelist Matthäus sieht in diesem Ortswechsel die Erfüllung einer alten Verheißung des Propheten Jesaja. Es kam so mit Jesus, wie es einfach kommen musste nach Gottes Plan! Denn da steht es doch: „Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am See, das Land jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa, das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die am Ort und Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen.“ ( Jes 8,23-9,1)

Für den Evangelisten Matthäus ist die Sache völlig klar: Jesus geht zu denen, die Licht brauchen. Die Finsternis braucht Licht und das Dunkel des Todes braucht Licht. Dort, wo schon Licht ist, braucht man kein Licht.

Jesus geht dorthin, wo es den Menschen schlecht geht. In Galiläa ging es den Leuten schlecht. Jedenfalls den allermeisten. Sie verdienten sich als Tagelöhner ihr Geld auf dem Land der reichen Großgrundbesitzer. Denen freilich fehlte es an nichts. Den Tagelöhnern schon. Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg kann man das gut heraushören. Und Jesus erzählt dort davon, was für ihn das Himmelreich wäre. Er erzählt von einem Großgrundbesitzer, der allen seinen Tagelöhnern am Abend so viel Geld auszahlt, dass ihre Familien an diesem Tag satt werden, ganz gleich, ob sie auch die nötigen Stunden dafür gearbeitet haben. Sogar diejenigen, die am Abend noch kamen und nur eine Stunde gearbeitet hatten, bekommen den ganzen Tageslohn. Ja, so müsste das Himmelreich sein, dass kein Mensch mehr Hunger leiden müsste, dass jeder, der hat, so gütig wäre wie der Großgrundbesitzer im Gleichnis Jesu. Dann wäre allen geholfen. Himmelreichsvisionen!

Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, sagt Jesus! Mit mir ist es nahe herbeigekommen. Ich bin das Licht der Welt. Ich streue meine Gedanken aus und lade Euch zum Himmelreich ein! Ich lade Euch ein, mit mir weiterzudenken: das Ungewohnte, Unglaubliche, Befreiende, ganz und gar Andere zu Ende zu denken!

Könnt ihr mir folgen? Wollt ihr mir folgen?

Jesus verkündet: Das Reich Gottes ist nahe! Was ist damit nahe? Licht in der Dunkelheit? Dass nicht alles hoffnungslos ist, sondern ein Sinn hinter allen Dingen steckt? Der tut sich uns freilich nicht immer gleich auf, aber er wird sich uns auftun! Was ist das Reich Gottes, das Jesus verkündet? Matthäus sagt: Denen, die am Ort des Todes und im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen. Damit sagt er schon alles über den Auftrag und die Sendung Jesu. Er ist dazu gekommen, um Licht an die Orte des Todes zu bringen. Licht zu den Tagelöhnern, die hungern und Hungers sterben.

Aber was konnte Jesus eigentlich für sie tun? Mehrfach wird in den Evangelien von Speisungen erzählt. Einmal hat Jesus 5000 Menschen satt gemacht, einmal 4000. Brot gegen den Hunger, Brot gegen den Tod war das. Auch Brot zu teilen hilft gegen den Hunger.

Jesus hat nicht die politischen Verhältnisse umgedreht, hat nicht Mindesteinkommen für alle eingeführt, nein, er hat in Gottes Kraft dafür gesorgt, dass Menschen erfahren haben, welche Macht Gott hat. Damit hat er ihr Vertrauen auf Gott gestärkt und ihre Phantasie, so miteinander umzugehen, dass das Brot für alle reichen könnte! Jesus hat kein Schwert in die Hand genommen und hat keine Hassreden gegen die Großgrundbesitzer gehalten. Er hat getan, was sein Vater ihn tun hieß. Er hat das Himmelreich vorgelebt.

Er ging an die Orte des Todes: Zu den Aussätzigen, vor denen alle Todesangst hatten. Er hat sie berührt und dadurch geheilt. Er hat sie angefasst ohne Angst vor Ansteckung. Er hat sie zurückgeholt in die Gemeinschaft der Gesunden.

Jesus ging an die Orte des Todes: Der Witwe von Nain gab er den einzigen Menschen zurück, den sie noch gehabt hatte: Den Sohn, der ihr weggestorben war. Jesus leuchtete die Orte des Todes aus. Auch das Grab von Lazarus erfüllte er mit seinem Licht. Lazaraus, komm heraus! Und der Tote stand auf! Die Trauer seiner Schwestern Maria und Martha verwandelte sich in Freude! Licht kam ins Dunkel. Wir fragen: Warum passiert das bei uns nicht, wenn unsere Lieben viel zu früh gehen? Warum ist Jesus jetzt nicht in Aleppeo und macht dem ganzen Elend schnurstracks ein Ende? Warum nimmt er sich die IS-Terroristen nicht zur Brust und bewegt sie zum Frieden? Wo ist Jesu Licht heute? Wer hat auf diese Fragen eine Antwort?

Wo leuchtest Du heute Jesus? Orte des Todes haben wir gerade genug! Der Tod ist mächtig tätig unter uns und seine Macht bedroht uns alle Tage!

Aber da steht es: Denen, die im Land und im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen! Das gilt doch auch uns!

Dieses Licht ist mehr als der Glanz der Weihnachtslichter auf den Christbäumen. Dieses Licht ist ein rettendes Licht. Und es leuchtet immer dort, wo Menschen Jesus Christus trauen. Dort, wo Menschen sagen und singen und es ganz sicher wissen: Jesus, der Gekreuzigte lebt. Er lebt für mich, er lebt in mir, er begleitet mich tagtäglich. Ich bin sein! Gegen allen Tod und alle Todesnöte singe und sage ich: Ich bin sein! Das heißt dann nicht, dass ich zu den Siegern der Geschichte gehören muss, zu den Machern, die immer und überall Erfolg haben und über andere bestimmen. Sich auf Jesus einzulassen, bedeutet eher, dass ich mit ihm dorthin gehe, wo Menschen im Schatten des Todes sitzen. Dahin bin ich als sein Jünger gerufen. Dorthin soll ich Licht bringen.

Ich lasse mich damit ein auf den Weg Gottes. Es ist der Weg in die Niedrigkeit. Ich lasse mich darauf ein, dass ich das Reich Gottes nicht beweisen kann und mein eigenes Heil auch nicht. Es bleibt mir verborgen. Aber ich halte im Glauben daran fest, dass ich gerettet bin durch ihn. Für einen, der Christus kennengelernt hat, besteht daran überhaupt kein Zweifel. In ihm ist das Heil schon gegenwärtig, auch wenn das Reich Gottes erst noch vollendet werden muss.

Das Licht ist schon mal aufgegangen, aber es ist noch nicht alles Sonne!

Wenige haben das Aufstrahlen des Lichtes bemerkt. Ein paar Hirten und ein paar Weise. Aber es strahlt ja trotzdem, auch wenn es nicht viele sehen! Das Licht Jesu strahlt auch in unseren Herzen weiter, nach Weihnachten. Wir nehmen den Glanz in unsere Seele auf und bewegen ihn wie Maria in unseren Herzen. Denn wir brauchen diesen Glanz gegen den Tod, gegen die Krankheit, gegen die Nöte und Ängste des Lebens. Und dieser Glanz ist stark, so stark, dass ein Christ wie Blaise Pascal seine Lichterfahrung mit Gott lebenslang mit sich trug und von ihr getragen wurde. Das hat er aufgeschrieben und in den Saum seines Mantels eingenäht:

„Jahr der Gnade 1654

Feuer! Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs. Nicht (Gott) der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden. Freude, Friede! Gott Jesu Christi! Mein Gott und euer Gott! Dein Gott ist mein Gott! Freude, Freude, Freude, Tränen der Freude!“

Nach solcher Gottesbegegnung, die wir nur erahnen können, ist ein Mensch seines Gottes gewiss. Kann er das Licht auch am Ort des Todes wahrnehmen und getrost bleiben.

AMEN

 

 

 

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