Predigt: Psalm 91,1+2
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde, das wäre geschafft!
11 Monate Konfirmandenunterricht! 20 Gottesdienste habt ihr mitgefeiert und alle könnt ihr jetzt die 10 Gebote und das Glaubensbekenntnis, den Taufbefehl Jesu und das schönste und wichtigsteGebet, das Vater unser! Das alles wäre aber wie nichts, wenn es nicht ineuch auch lebte und wenn ihr euch das alles nicht wirklich zu eigen gemachthättet. Es nützt ja rein gar nichts, wenn ich sage: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben, von ganzem Herzen von ganzer Seele und mit allen deinen Kräften und deinen Mitmenschen wie dich selbst!“ – wenn ich dann hier aus der Kirche hinausgehe und mir mein Mitmensch völlig gleichgültig ist und ich so lebe, als gäbe es nur mich allein und als müsse sich die Welt um mich alleine drehen.
So werdet ihr es nicht machen, da bin ich sicher, denn ihr habt euch mit demLebensentwurf von Jesus wirklich auseinandergesetzt. Wir haben versucht zuverstehen, was christliches Leben bedeutet. Wir haben auch kontroversdiskutiert. Ihr wart ganz dabei und ich denke mir, das Konfirmandenjahr wirdin Euch weiterleben und wirken. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Jungendann doch einmal sagen würdet: Wir übernehmen jetzt die Verantwortung fürunsere Gemeinde und für die Kirche. Wir gestalten Kirche mit und sorgen dafür, dass die Botschaft von Jesus, diese allerbeste Botschaft der Welt auf der Welt auch weiterhin gehört wird.
Was ich damit meine, das will ich Euch heute mit auf den Weg geben:Es ist wichtig, dass eins klar bleibt in den vielen religiösen Angeboten in unserem Land: Der Gott und Vater Jesu Christi, der ist kein ferner Gott, der über uns thront und unsere Verehrung einfordert, wie der Gott, den die Muslime verehren.
Unser Gott ist mitten drin in unserem Leben. Er wird in Jesus Mensch und lebt dieses schaurig schöne Leben mit uns in allen Höhen und Tiefen, ja im Leben und im Sterben und im Tod ist er da. Allah kann das nicht. Es istseiner unwürdig einen Sohn zu haben. Es ist für ihn erst recht ganzunmöglich den Tod zu leiden. Für unseren Gott ist das die tiefste Tat seiner Liebe, dass er es in Jesus von Nazareth mit dem Tod aufnimmt und dabei siegt. So hat er uns den Weg durch den Tod ins Leben erkämpft mit seinemeigenen Leiden und Sterben! Ein Gott, der leidet, dafür musste sich schonder Apostel Paulus in Korinth verspotten lassen vor 2000 Jahren und ichfürchte fast, diese Zeiten kommen für uns Christen wieder.
Wenn ihr bei der Sache bleibt, wird es vielleicht Mut kosten, zu sagen, wasihr glaubt und wem ihr vertraut im Leben und im Sterben. Dass dieser Eine Jesus Christus heißt und dass der für alle Menschen dieser Welt gestorben und auch auferstanden ist, davon muss Kirche auch in Zukunft erzählen, weil getrostes Leben allein unter dem Schirm Gottes möglich ist. Unser Gott nimmt uns an, so wie wir sind und spricht sein Ja zu uns vomAnfang unseres Lebens an. Bedingungslos wie ein guter Vater liebt er uns. Dafür brauchen wir gar nichts zu tun. Er freut sich an uns, so wie sich einElternpaar über sein Neugeborenes freut.
Dieser Gott lässt sich von uns Vater nennen. Das dürfen wir, seit Jesus überdiese Erde ging. Es wäre vorher niemandem eingefallen! Mose noch, hätte das nicht gewagt! Aber Jesus hat es gewagt und hat uns in diese Vertrautheiteingeladen. Das ist etwas ganz Besonderes! Es ist aber nicht für alle Menschen etwas ganz Besonderes. Viele lässt das auch kalt. Ihr Herz wird garnicht warm davon. Das ist einfach so.
Viele Menschen unserer Tage sagen sich: Wozu denn noch Kirche? Da gehe ich sowieso nicht hin, also kann ich doch auch austreten. Warum soll ichbezahlen, was ich nicht in Anspruch nehme? Möglich, dass ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden auch einmal so zu denken versucht sein werdet. Manchmal gibt es regelrechten Gruppenzwang unter den jungen Männern in den Firmen und es treten ganze Gruppen geschlossen aus. Ich bitte Euch heute: Tut es nicht! Jesus Christus braucht Euch. Denn er braucht Menschen, die sich sein Wort sagen lassen, die ihm vertrauen und die die Liebe Gottes in der Welt hochhalten und sie tun und dazu stehen, dass sie im Glauben das Leben gefunden haben. Wie kalt würde die Welt wohl werden ohne die Menschen, die von der Liebe Gottes erfüllt sind und sie weiter schenken!
Vielen Menschen heute fehlt die Orientierung im Leben. Sie sehen keinen Sinn darin, außer soviel als möglich zu genießen und dann möglichst schmerzfrei zu sterben. Sie haben keine Hoffnung mehr und auch kein Ziel für ihr Leben.Sie wissen nicht mehr, dass jeder von uns eingefügt ist in ein großes Ganzes, in Gottes Geschichte mit dieser Welt, die auf die Erlösung zugeht und nicht auf das Nichts. Freilich ist davon oft so gar nichts sichtbar und doch sagt uns die Bibel, dass durch alle Irrungen und Wirren der Weltgeschichte hindurch Gott die Welt zu seinem Ziel bringt, ganz sicher und unser kleines Leben auch. Und dann mündet alles ein in die ewige Gegenwart Gottes. Die Bibel sagt von diesem Ziel, dass es da keinen Schmerz und keine Tränen mehr geben wird. Gott selbst wird seinen Menschenkindern die Tränenabwischen und der Tod wird nicht mehr sein. Viele alte Christen haben mir das schon anvertraut am Ende ihres Lebens: Sie hatten den Eindruck, dass Gott ihr Leben geleitet und gelenkt hat, gar nicht immer so, wie sie das eigentlich wollten, aber so, dass sie erlebt haben, dass es viel besser für sie herauskam als sie je gedacht hätten. Leider sieht man das in der Jugend noch nicht. Das geht erst im Rückblick. Aber auch ihr werdet es erleben dürfen, dass das seine Richtigkeit hat. Und nach solch einer Erkenntnis wird es einfacher darauf zu vertrauen, dass Gott am Ende alles gut mit uns machen wird.
Wir sind mit dem schönen Bild vom Schirm Gottes in unser Konfirmandenjahr gestartet und ich möchte Euch auch mit diesem Bild aus dem Konfirmandenjahr entlassen. Ich will es Euch noch einmal sagen: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe!
Unter Gottes Schirm geborgen sein in allen Wetterlagen, ob es nun zu heiß ist oder zu nass, jedenfalls, wenn ihr Schutz baucht, dann ist das richtig gut unter diesem Schirm. Da kann man sich geborgen fühlen und behütet. Und dann sagt uns das Psalmwort, dass es gut ist, in der Nähe des Schirms zubleiben und nie weiter wegzugehen als der Schatten von Gottes Schirm reicht. Dann ist der bergende Platz unter dem Schirm immer sofort wieder erreichbar. Damit ist nicht gemeint, dass ihr nichts wagen sollt im Leben, das ihr nichtfremde Länder oder euch ganz fremdes Terrain jeder Art erkunden solltet. Nein! Sondern ihr sollt ganz beherzt und voller Vertrauen die Weltenerobern, die ihr euch erobern wollt und erobern könnt. Aber niemals sollt ihr Gott hinter euch lassen. Er engt euch sicher niemals ein. Er hat doch die ganze Welt und alles geschaffen, was ihr euch erobern könnt. Mit dem Bleiben in seinem Schatten ist etwas anderes gemeint, als sich selbst zu beschränken.
Wisst ihr, das Bleiben hat seine eigenen Weisheit. Wer zu lange nicht betetund nicht mehr mit Gott vertraut ist, der hat dann, wenn er beten will, plötzlich keine Ahnung mehr, wie es geht. Das ist so, wie wenn man ein Dorf lange nicht mehr betreten hat, in dem man früher zuhause war. Nach vielen Jahren betritt man es wie ein Fremder. Man kennt sich nicht mehr aus. Lasst Euch den Raum bei Gott, den ihr euch jetzt vertraut gemacht habt, vertraut bleiben. Legt eure Bibel nicht in den Schrank, sondern dorthin, wo ihr sie jeden Tag seht und mal aufschlagen könnt und wo sie euch einfach schon durchs Daliegen an Gott erinnert.
So nämlich, dass ihr auch zu ihm sprecht und ins Gebet rutscht, als wäre esdas Selbstverständlichste von der Welt mit Gott zu reden. Wer unter dem Schirm Gottes bleibt, der tut das automatisch. Und der kann zu Gott tatsächlich sagen, weil es täglich so ist: Du bist meine Zuversicht. Weil du da bist, gebe ich niemals auf. Weil du da bist, hoffe ich immer auf Gutes und weise trostlose Gedanken von mir. Denn du, Gott, bist für mich wie eine Schutzburg, in der ich mich sicher und aufgehoben fühle. Was sollten mir Menschen oder Mächte tun? Du bist ja viel stärker als all das, was mir Angstmacht. Vielleicht sitzt ihr manchmal auch in der Burg und zittert trotzdem.Aber ihr werdet mit Gottes Hilfe durchkommen durch die Angst und durch die Bedrohung und werdet das Leben meistern, immer wieder.
Ich sage Euch heute nicht, dass das Leben durch den Glauben leichter wird. Im Gegenteil, an manchen Stellen ist es dadurch schwerer. Denn, wer glaubt kann einfach nicht alles hinnehmen, was an Unrecht geschieht. Er muss sich engagieren. Wer glaubt, der denkt oft quer zum Zeitgeist. Das macht Christen manchmal etwas unbequem. Sie hören auf Jesus und fragen immerzu: Was würde Jesus jetzt tun. WWJD? Ihr dürft gespannt sein, was dabei aus Eurem Leben werden wird, in all den Berufen, in die ihr Euch begeben werdet. Gutes! Das steht fest!
Wir gratulieren Euch dazu!
Gott segne Euch!
Amen