Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! AMEN
Liebe Gemeinde,
nun feiern wir sie wieder, die Heilige Nacht. Alle Jahre wieder können und wollen wir uns ihrem Glanz nicht entziehen, dieser Klarheit des Herrn, die plötzlich die Hirten mitten in ihrer Nacht umleuchtete, obwohl sie verachtete und wenig wertgeschätzte Leute waren.
Ist es diese Klarheit, in der wir spüren dürfen, dass unserem oft mühsamen und anstrengenden Menschenleben Gottes großes JA gilt? Dass trotz allem, was wir auch in diesem Jahr wieder sehen mussten, an Bildern des Schreckens und des Todes, dass trotz allem eine ganz andere wunderbare Macht über uns waltet, die lebendig macht und die Schrecken des Todes überwindet am Ende.
Das Kind in der Krippe nährt in uns diese Hoffnung, alle Jahre wieder. Das Kind in der Krippe, das da so wehrlos liegt und so angewiesen auf die Liebe seiner Eltern, der große Gott, so klein und in Windeln gewickelt, so wundersam nah seinen Menschenkindern! – Alle Jahre wieder tauchen wir ein in das Geheimnis der Heiligen Nacht!
Die Klarheit des Herrn leuchtete um sie! Gottes Herrlichkeit strahlt auf über den Hirten, ums sie her, macht ihre Nacht hell, taucht sie in Gottes Licht, hält das ganze Leben dieser Männer in Gottes Klarheit hinein und der Engel spricht sie an: Fürchtet euch nicht!
Fürchtet euch nicht! Das gilt uns allen heute Abend. Fürchtet euch nicht! Es gibt aber so vieles, wovor wir uns fürchten. Jeder hat seine eigenen Ängste. Die kann man nicht einfach ausmachen wie einen Krimi, wenn er zu schrecklich wird. Die muss man aushalten. Manche sind dünnhäutig geworden mit den Jahren, haben sich müde gearbeitet und können nicht mehr recht weiter. Was soll jetzt aus ihnen werden? Andere sind überfordert, schon junge Familien, mit Jobs und Kindern. Wie alles schaffen? Und wer im Beruf steht, muss dauernd zusehen, dass der Job gut gemacht wird und dass man bleiben kann. Und viele Menschen sind krank und alt. Sie veschwinden aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Furcht vor der Zukunft ist nicht selten bei denen, die sie pflegen. Wie lang kann man das bezahlen?
„Fürchtet euch nicht!“, sagt der Engel. „Siehe, ich verkündige euch große Freude! Euch ist heute der Heiland geboren!“ Dieses Neugeborene in der Krippe etwa, der Heiland? Einer, der heilmacht, was bei uns in die Brüche gegangen ist, was im Argen liegt, was weh tut, was so gar nicht in Ordnung ist? Ja, genau das!
Jesus hat es als junger Mann genau damit aufgenommen, mit allem, was nicht in Ordnung war. Er hat Kranke heilgemacht, so dass sie wieder am Leben teilhaben konnte. Er hat Schuldige freigesprochen, hat ihnen einen neuen Anfang geschenkt, hat auch die Seelen von Menschen heilgemacht, konnte Traurigkeit und Ängste aus den Herzen vertreiben, so dass der Friede Gottes und neue Freude in diese Menschen einziehen konnte.
In dieser Nacht wollen wir ganz nah dran sein an dem, was da geschieht, sehnen uns genau nach dieser großen Freude, von der der Engel sprach und sind oft so enttäuscht, wenn die Freude sich nicht einstellt. Das liegt nicht mal daran, dass die Geschenke nicht passen, oder das Essen nicht schmeckt. Es liegt manchmal daran, dass wir die Freude nicht aufnehmen können, dass wir gar nicht wissen, wie das geht, unser Herz für Gott aufzumachen. Ich denke, wir können gar nicht viel dazu tun, als einfach nur hören, was uns erzählt wird und staunen über die Geburt des Kindes und darüber, dass Gott ein Mensch wird, mitten unter uns, dass er hineingeht in unser Menschenleben, genau so wie es ist, für jeden einzelnen von uns. Genauso wie es bei mir aussieht, dahinein kommt Gott, heute und jetzt und hier. Er sieht meine Ängste und meine Traurigkeit an, meine Freude auch und mein Glück und will einfach bei mir sein. Und ich darf dem Kind zutrauen, dass es heilmacht, was nicht in Ordnung ist, und was schmerzt.
Das Kind in der Krippe setzt die Hoffnung in die Welt, dass Gott einmal alles gut macht. Die Heilige Nacht ist ein großer Schritt auf dieses Ziel zu. Gott wird ein Mensch und lebt unser Menschenleben, macht uns vor, wie es geht, dass Menschen gut miteinander umgehen. Jesus hat es uns vorgelebt. Seine bedingungslose Liebe zu allen Menschen hat ihn ans Kreuz gebracht. Das war den religiösen Obrigkeiten zuviel des Guten. Darum musste er sterben. Gott in Tod und Grab! Gott ist seither selbst im Sterben und im Tod noch bei uns. Das war der Plan, als das Gotteskind sich in die Krippe legen ließ. Krippe und Kreuz sind die beiden Seiten einer Medaille. Gott wird Mensch von der Geburt bis zum Tod. Und dann das Unfassbare, dass Gott seinen Sohn auferweckt von den Toten. Wäre Jesus nicht auferstanden, dann gäbe es kein Weihnachten, dann hätte sich für seine Geburt niemals jemand interessiert. Aber so sprengt schon seine Geburt die ganze Weltgeschichte. Und deswegen beginnt unsere Zeitrechnung mit der Geburt Jesu. Zur Zeit des Friedenskaisers Augustus, der sein römisches Reich mit Waffengewalt im Frieden zusammenhält, wird der Friedefürst Jesus geboren, dessen Reich nicht von dieser Welt ist. Er verzichtet auf jegliche Gewalt und schafft Frieden in den Herzen der Menschen, damit Friede auf Erden werden kann. Der Evangelist Lukas lässt in seiner Weihnachtsgeschichte keinen Zweifel daran, welchen Friedenskönig er für den wirklichen Friedenskönig hält! Mit Jesus kann es Augustus nicht aufnehmen. Nicht im Traum!
Es liegt ein Glanz auf dieser Heiligen Nacht und eine Klarsichtigkeit auf das Menschenleben, die uns verstehen lässt, dass Gott in diesem Jesuskind seine Menschen und seine Welt an sein Herz genommen hat und es gut mit uns meint und machen will, ganz gleich, was wir gerade erleben.
Jesus hat fröhliche Feste mit Menschen gefeiert und hat vielen in der Not geholfen. Immer hat er Menschen in Gottes Gegenwart hineingenommen, im Glück und im Leid. Das ist sein Wunsch auch heute! In uns will er zur Welt kommen und uns in Gottes Gegenwart hineinstellen, damit auch um uns die Klarheit des Herrn leuchtet.
AMEN