Konfirmationspredigt 2022 zu Markus 4,30-32 am 29.05.2022

Text: Markus 4,30-32

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,

da wächst etwas! Ein kleines Senfkorn ist ausgesät in die Erde und der Same geht auf und es wächst ein Pflänzchen, wird immer größer und größer, bekommt starke Zweige, so dass sogar die Vögel darin nisten können. Bis zu 4 m hoch, kann eine Senfstaude werden.
16 junge Menschen unter uns sind auch am Wachsen. Man hat es gemerkt in diesem Jahr wie sie größer geworden sind, nicht nur, was die Körpergröße betrifft, auch was die innere Reife betrifft, sind sie am Wachsen und Größerwerden. Und das wollen sie auch, bald schon erwachsen sein und alt genug, um ins eigene Leben durchzustarten. Das hat noch ein wenig Zeit, keine Sorge, liebe Eltern, sie werden euch noch eine lange Wegstrecke brauchen! Aber am Wachsen sind sie, das ist nicht zu bestreiten.


Wachsen ist etwas Hoffnungsvolles. Wir sind gespannt, was schlussendlich dabei herauskommt, was aus unseren erwachsenen Kindern einmal geworden sein wird.
Wachsen ist etwas Hoffnungsvolles, sagt auch Jesus, wenn es um Gottes Sache geht, um sein Reich, also darum, wie er ins Leben der Menschen hineinkommt, wie also Gott und Mensch zueinander kommen in diesem Leben. Wo sie zueinanderkommen, da ist das Reich Gottes mitten unter uns.
Jesus sagt: Aus dem anfänglich unscheinbar kleinen Senfkorn, wird etwas ganz Große, - ein richtiger Baum, in dessen Schatten andere wohnen können. So verhält es sich auch mit dem Reich Gottes!

Wo ist das Reich Gottes? Wie und wann kommt es in die Welt? Nach Ort und Zeit kann man hier nicht fragen!
Vielmehr fragt das Gleichnis von Jesus uns alle: Ist dein Leben und deine Lebenszeit, eine Zeit, in der das Reich Gottes ankommen darf, bei dir und durch dich? Oder noch mehr auf den Punkt gebracht:
Jesus fragt uns: Darf ich bei dir ankommen, in deinem Leben und in deinem Herzen?
Das ist auch heute die Frage bei der Konfirmation: Bin ich bereit dazu, Jesus in mein Leben hereinzulassen, damit das Reich Gottes bei mir persönlich ankommt?
Das bedeutet dann, dass ich einen guten Hirten bekomme für mein Leben, der alles mit mir teilt, meine Sorgen und Nöte, meine Freude und meine Lebensentscheidungen. Immer ist er da und hilft mir, alles, was ich tue, im Sinne Gottes zu tun, aus seiner Liebe heraus, und immer wieder darauf zu vertrauen, dass gut wird, was wird, in meinem Leben, ohne Angst, er könnte mich jemals fallen lassen. Denn das tut er nicht. Für ihn bin ich keine Nummer, sondern er weiß meinen Namen, kennt meine Sehnsüchte und er sagt mir: Ich bin da und du bist mein. Ich lasse dich niemals im Stich. Das habe ich Dir schon bei deiner Taufe versprochen. Dazu stehe ich in Ewigkeit.

Ihr habt es bestimmt schon einmal gesehen, dass man neben jungen Bäumen oft einen stärkeren Stock in die Erde rammt und sie daran festbindet, damit sie schön gerade in die Höhe wachsen. So ein starker Stock ist Jesus für uns. Der gibt uns Halt und da kann man sich auch mal anlehnen, wenn einem der Saft ausgeht.
Jesus bleibt unser fester Halt, ein ganzes Leben lang.
Und das hat dann zur Folge, dass Gott durch uns in die Welt und zu den Menschen kommen kann. Wir wachsen wie so ein junger Baum zu Jesus hin und an ihm hoch und schauen an ihm ab, wie man ein gutes Leben leben kann, Reich Gottes mitten in eurem Leben!
Vögel kommen in den Zweigen eines solchen Baumes nisten, gemeint sind natürlich andere Menschen, sie kommen, weil es dort schön ist und weil die Nähe solcher Christenmenschen wohltuend ist. Man geht von ihnen beschenkt weg, und ich meine jetzt nicht die Schokolade, die man von ihnen auch mal geschenkt bekommt, sondern die Zuwendung und das gute Wort, das man erhalten hat, das aufgerichtet und getröstet hat. Solche wohltuenden Menschen wachsen heran, wo das kleine Samenkorn der Liebe Gottes auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Und das ist mein Wunsch und meine Hoffnung für Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass ihr solch wohltuende Menschen sein könnt in eurem Leben.

Nun weiß ein jeder Mensch, dass alle Pflanzen Pflege brauchen. Man muss sie rechtzeitig gießen, damit sie nicht vertrocknen und man muss sie düngen, damit sie recht gedeihen und Früchte tragen. Für uns Christenmenschen bedeutet Pflege: Wir brauchen immer wieder Gottes Wort. Heutzutage kann man Gottesdienste online besuchen und sich seine gesitliche Nahrung holen. Man kann freilich auch mit anderen zusammen einen Gottesdienst präsent besuchen und man kann selbst und für sich in der Bibel lesen. Christenmenschen sind und bleiben angewiesen auf Gottes Wort. Und ohne das Wort Gottes kann niemand ein Christ sein und bleiben. Gottes Wort zu lesen und zu studieren, das lässt uns wachsen im Glauben und macht unser Herz fest bei Christus. Genau so lässt uns das Gebet zu Gott hinwachsen. Wenn wir seine Nähe suchen, dann ist das wie Turbodünger für den Glauben. Beten ist der Atem des Glaubens. Im Gebet gehen wir mit unserem Leben zu Gott, verweilen bei ihm, lassen uns zurechtbringen und stärken.
Manchmal kommt es vor, dass ein Baum keine Früchte trägt. Ich habe zwei Kiwibäumchen, die in 10 Jahren noch nicht eine Kiwi getragen haben. Was kann man da tun? Sie ausreißen und neue pflanzen vielleicht? Aber, was soll man mit Menschen tun, die ihr Leben nicht mehr auf die Reihe kriegen? Die müde geworden sind oder kraftlos oder krank an Leib und Seele? Jeder von uns ist irgendwann in dieser Situation. Was hilft dann?
Jesus erzählt dazu folgendes: Lukas 13,6-9 »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt. Er kam und suchte Früchte an ihm und fand keine. 7 Da sagte er zu seinem Weingärtner: >Hör zu: Drei Jahre sind es nun schon, dass ich herkomme und an diesem Feigenbaum nach Früchten suche und keine finde. Also hau ihn um, was soll er für nichts und wieder nichts den Boden aussaugen!Herr, lass ihn doch dieses Jahr noch stehen! Ich will den Boden rundherum gut auflockern und düngen. 9 Vielleicht trägt der Baum dann im nächsten Jahr Früchte. Wenn nicht, dann lass ihn umhauen! Merkt ihr es? Jesus selbst ist hier der Gärtner, der dem fruchtlosen Feigenbaum auf die Sprünge helfen will. Er will sich ganz besonders intensiv um den Kerl kümmern, damit er wieder Freude daran bekommt, Früchte zu tragen. Und ich bin sicher, Jesus schafft das auch mit uns. Bei Jesus bekommt jeder eine neue Chance! Wir haben den Notruf hoffentlich gespeichert für solche Fälle: "Herr, hilf mir!" Mehr braucht es nicht. Petrus kam so sicher wieder ins Boot auf dem tobenden See, Jairus bekam seine Tochter wieder und Bartimäus sein Augenlicht.


Aus einem winzig kleinen Senfkorn wird ein großer Baum. Gottes Wort ist in Euch hineingesät worden, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden. Nun dürft ihr gespannt sein, was daraus wachsen wird. Bleibt dran am Gießen und Düngen und Umgraben. Lasst euch auf das Wort Gottes ein, traut ihm alles zu. Mit dem Glauben ist es wie mit dem Schwimmen lernen. Schwimmen kann ich nur lernen, wenn ich ins Wasser gehe und einen Lehrer habe. Es geht nicht auf der Wiese. Glauben kann ich nur lernen, wenn ich Gott vertraue, obwohl ich ihn nicht sehe. Tut es immer wieder! Tut es immer öfter! Feiert mit das Abendmahl und lasst Euch von Gott beschenken. Ihr seid noch ganz junge Pflänzchen auf Gottes Ackerfeld. Ihr dürft noch so viel von Gott entdecken und Schätze dabei heben. Bleibt einfach dran und wachst. Wachst zu Christus hin, jeden Tag ein Stückchen mehr. Er möge vollenden, was er mit euch begonnen hat.


AMEN

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