Gnade sei mit Euch und Friede, von Gott, unserem Vater und von unserem Herrn, Jesus Christus! AMEN
Text: Sacharja 9,9 und 10
Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf dem Füllen einer Eselin. Denn ich will die Wagen wegtun aus Efraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn ER wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Liebe Gemeinde,
siehe, dein König kommt zu dir! Das sind uns altvertraute Wort im Advent alle Jahre wieder. Aber, wer soll denn da kommen? Wer soll da bei uns ankommen? Erwarten wir jemanden? Haben wir überhaupt jemanden zu erwarten? Interessiert sich jemand für uns? Freuen wir uns auf Besuch? Oder sagen wir vielleicht: Das auch noch! Ich hab doch keine Zeit, wie soll ich das denn vorbereiten? Einsame Menschen freuen sich, wenn jemand vorbeigeschneit kommt und ein wenig Farbe in ihr Leben bringt.
Könige allerdings erwarten wir eher nicht bei uns in Albbruck und Görwihl. Die steigen woanders ab, und wir erleben sie höchstens im Fernsehen, wenn die roten Teppiche ausgerollt werden und große Limousinen die vornehmen Gäste vom Flughafen abholen.
Der Prophet Sacharja kündigt den Menschen in der Stadt Jerusalem das Kommen eines Königs an. Und dieser König ist von der Art, dass die Stadt wohl allen Grund hat, sich zu freuen und gar in Jubel auszubrechen, den dieser König kommt als Friedenskönig. Solch einen König könnte die Welt wohl brauchen. Solch einen König erwarten wir Christen. Immer schon denken wir bei diesen Worten Sacharjas an Jesus aus Nazareth, den Christus.
Er ist gekommen als ein Mensch wie wir. Und er ist wenige Tage vor seiner Kreuzigung tatsächlich auf einem jungen Eselshengst in die Hauptstadt, die Gottesstadt Jerusalem eingezogen, genauso wie Sacharja es hier beschreibt.
Unbändiger Jubel schlug ihm entgegen, als er auf dem Esel in die Stadt ritt. Arm sei er gewesen, übersetzt Martin Luther, demütig ist gemeint. Er kommt nicht hoch zu Ross, kommt nicht auf einem Schlachtross sozusagen, auf dem Tier, das mit in den Krieg zieht, sondern auf einem Esel, einem Last- und Transporttier, das nie zu Kampfzwecken eingesetzt wurde.
Der, der da kommt im Namen des Herrn, er kommt mit Frieden! Er bringt den Frieden mit. Und das Kriegsgerät, das noch vorhanden ist in Efraim und Jerusalem, das will Gott selber wegtun und zerbrechen.
Wie wäre das, wenn Gott heute denen, die Unfrieden bringen und Streit, ihre bösen Worte aus dem Mund nähme, ehe sie gesprochen werden könnten? Die Waffen der Mobber und Verleumder und der Rufmörder, all die jämmerlichen Worte einfach einfinge und unschädlich machte? Aber reicht das, Frieden zu schaffen? Dazu braucht es neue Herzen!
Darum muss der König, der auf dem Esel kommt ein König der Herzen sein, der in sie einzieht und sie für sich gewinnt.
Und weil einer diesen König liebgewinnt, lässt er dann seine Waffen fallen und dient dem Frieden. Dieser König der Herzen hat damals schon als er über diese Erde ging, Menschen verwandelt: den Zöllner Zachäus zum Beispiel, in dessen Haus Jesus einkehren musste, auf Gottes Geheiß. Und Zachäus hörte auf zu betrügen und zu raffen und gab das zu Unrecht erworbene Geld vierfach zurück. Oder Maria Magdalena, die unter Depressionen litt, sie wurde in Jesu Gegenwart gesund. Er gab ihr den Frieden. ER ließ sie spüren, dass sie nicht immer perfekt sein musste und nicht für alles und jedes die Schuld bei sich selber suchen musste. Sie war plötzlich ein freier Mensch.
Du, Tochter Zion, freue dich und du, Tochter Jerusalem jauchze! Siehe, dein König kommt zu Dir, ein Gerechter, einer, der Menschen so behandelt, dass es recht für sie ist und das sie zurechtgebracht werden.
Glauben wir, das Jesus, der König des Friedens auch vor unserer Herzenstür steht und uns den Frieden bringen kann, in all das hinein, was uns friedlos macht? Den Frieden mitten hinein in unsere Ängste und Sorgen, in unsere Ausweglosigkeiten und Zerbrechlichkeiten?
Darum kommt er, so wie er damals kam und wie er kommen wird am Ende der Zeit. Dann wird er alles und alle zurecht bringen und sein Reich wird anbrechen. Darauf warten wir, auf dieses endgültige Kommen Jesu.
Dazu würde die Übersetzung von Martin Luther jetzt ganz gut passen, denn er fährt jetzt fort:
Ein Gerechter und ein Helfer ist dieser kommende König.
Freilich passt das zu Jesus. Aber im hebräischen Text steht jetzt etwas ungewohnt anderes. Da steht nämlich:
Einer, der auf Unterstützung angewiesen ist oder einer, dem geholfen wird!
Hat Jesus denn selbst Unterstützung und Hilfe nötig? Passt das in unser Bild von ihm? Jeder Mensch braucht Hilfe und Unterstützung, können wir das also auch von dem Menschen Jesus aus Nazareth denken? Ganz gewiss hat er die Unterstützung Gottes nötig gehabt. Ohne ihn konnte er gar nichts tun. Das sagt er selber. Und es ist gut, wenn wir als Menschen Hilfe annehmen können. Ohne das können wir gar nicht überleben. Alleine sind wir nichts. Alleine sind wir auch nicht geworden, was wir jetzt sind. Viele haben uns dahin gebracht, wo wir nun stehen mit ihrer Hilfe und nicht zuletzt mit ihren Gebeten.
Jesus hat auch Unterstützung erfahren, von seinem Vater, aber auch von seinen Jüngern und Menschen wie Maria und Martha. Schon der Prophet Sacharja hat zu denken gewagt, dass der Friedenskönig Gottes Unterstützung von Menschen nötig haben würde. Und es ist nicht falsch zu denken, dass Gott mit uns Menschen zusammenarbeiten will. Wir werden hier aufgefordert: Sieh! Schau nicht weg! Sieh, dein König kommt zu dir! Sieh genau hin, erkennst Du in ihm den Heiland Gottes? Erkennst Du seinen Weg und wie er Frieden macht? Er verzichtet konsequent auf Gewalt. Er liebt seine Feinde. Er verflucht die nicht, die ihn ans Kreuz schlagen, sondern betet um Vergebung für sie. Willst Du ihm folgen auf diesem Weg, auf dem Friedensweg, dem Eselsweg, dem Narrenweg?
Willst du ihn deinen König sein lassen, der dich braucht, damit der Friede wachsen kann?
Dieser König zwingt niemanden auf seinen Weg. Gott fragt die, die er um Unterstützung bittet: Maria wird gefragt, ob sie Ja dazu sagen kann, die Mutter des Friedenskönigs zu werden. Sie sagt Ja und empfängt Gott mit Leib und Seele. Das bedeutet auch, dass sie ihr Kind nicht im 5-Sterne –Hotel zur Welt bringt, sondern in einem Stall.
Und Josef, auch um ihn wirbt Gott, damit er bei Maria bleibt. Sein Ja wird eingeholt.
Erkennen wir in dem Friedenskönig Jesus, der auf einem Esel kommt, und so ganz ohne Herrlichkeit, unser Heil und Gott in unserem Leben? Gott selber bringt uns dahin und ohne seinen Geist kann niemand Jesus seinen Herrn nennen.
Wir teilen mit dem Volk Israel die Hoffnung, dass der Friedenskönig, von dem Sacharja weissagt, tatsächlich kommen wird. Israel zuallererst gilt diese Verheißung. Fromme Juden glauben, dass wirklich Frieden ist auf der Welt, wenn der Messias, der Friedenskönig kommt, Frieden, sogar und gerade in Jerusalem. Davon ist bisher nichts zu spüren. Darum warten sie weiter. Und wir warten auch, dass er wiederkommt und mit ihm eine Welt des Friedens. Allein diese Hoffnung genügt Sacharja, um zur Freude und zum Jubel aufzufordern.
Jubel erfüllte die Stadt Jerusalem, als Jesus auf dem Esel einzog.
Jubel wird sein und Jauchzen, wenn er wiederkommt. Dann wird Jerusalem endlich Frieden haben. Davon ist bis zum heutigen Tag noch nichts zu spüren. Vielmehr leben die Menschen in und um Jerusalem unter ständiger Bedrohung des Leibes und Lebens. Kein Friede zwischen Israelis und Palästinensern, kein Friede in Syrien, bedrohliche Lebensbedingungen auch für die Christen. Viele verlassen das Land. Sacharjas Worte klingen fast utopisch. Bei all dem die Hoffnung auf Frieden festzuhalten, fällt nicht leicht. Und doch haben die Worte der Verheißung Kraft und können das Vertrauen stiften, dass Gott tun wird, was er ankündigen lässt, denn wir haben erfahren, dass sein Wort hält, was es verspricht. Israel hat die angekündigte Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens erlebt und hat das verheißene Land erreicht, auch zum zweiten Mal in seiner Geschichte nach dem 2.Weltkrieg. So wird auch gewiss der Friede für Jerusalem nicht aus Gottes Verheißungsprogramm gestrichen sein.
Wir leben in der Zeit des Wartens auf den König des Friedens. Bis er kommt braucht er Esel, auf denen er in die Welt reiten kann. So hat Dom Helder Camara einmal gebetet: Herr, las mich dein Esel sein! Das ist für Christen eine königliche Aufgabe. Jesus braucht auch heute Menschen, die ihn tragen und sich ihrer Hoffnung nicht schämen, die genau wie er auf Gewalt verzichten und wohltuend auf andere zugehen. Sie brennen und leuchten, angesteckt von seiner Liebe. Martin Luther hat davon gesprochen, das Christen Narren in der Welt sind, so etwas wie Esel um Christi willen.
Liebe Kirchenälteste, wir führen euch heute in euer Amt ein. Ihr werdet euch vielleicht manchmal auch als Lastesel vorkommen in dieser Gemeinde, die vieles zu tragen haben. Der Herr braucht sie, sagten die Jünger dem Besitzer der Esel, die sie für Jesus mitnahmen.
Tut alles, was ihr tut in der guten Zuversicht, dass Christus euch braucht, euch berufen hat zu eurem Amt und sich von euch in die Welt tragen lassen will mit seiner guten Botschaft des Friedens. Euer Amt ist es, Christus dahin zu tragen, wohin er euch schickt. Er geht mit. Alleine müsst ihr gar nichts tun. Dem Herrn den Weg bereiten bei den Menschen, das ist unser aller vornehmste Aufgabe.
AMEN