Predigt zu Römer 1,1-7 am 26.12.2018

Text: Römer 1,1-7

Liebe Gemeinde,

wir bekommen heute Morgen einen Weihnachtsbrief des Apostels Paulus. Er hat ihn freilich an die christliche Gemeinde in Rom geschrieben. Aber ein Weihnachtsbrief, der wird nicht alt und verliert nichts von seiner Aktualität. Ich will ihn Euch jetzt einmal in unserer Sprache vorlesen:

Liebe Christen und Christinnen in Rom,

ich schreibe Euch dies im Auftrag unseres Herrn, Jesus Christus! Ihr seid von Gott geliebte Menschen, ihr seid solche, die er sich ausgewählt hat, dass sie die gute Botschaft weitererzählen. Und darum sage ich euch, was ihr dazu unbedingt wissen müsst:

Jesu von Nazareth ist geboren worden wie wir alle, von einer jungen Frau, mit Namen Maria. Ihr Verlobter, Josef, war ein direkter Nachkomme des Königs David. Nun könnte jemand sagen: Was soll daran Besonderes sein, weshalb muss man das wissen? Von Davids Königshaus spricht man nicht mehr. Und dieser Josef war ein ganz normaler Handwerker, ein Zimmermann, nicht mehr. Es ist aber wichtig, denn daran könnt ihr erkennen, dass Gott sein Wort hält und dass er in unser ganz normales, in unser leidgeprüftes in unser gar nicht vollkommenes Leben hereinkommt.

Gott macht mit dieser Geburt eine alte Verheißung wahr. Er hatte David versprochen, dass sein Thron ewigen Bestand haben werde. Aber das Haus Davids ist niedergegangen.Und jetzt passt genau auf!

Ihr wisst doch, dass Jesus gekreuzigt wurde und dass Gott ihn auferweckt hat. Und weil Gott ihn auferweckt hat wissen wir, dass Jesus ewig bleibt und dass Gott ihn als seinen Sohn bestätigt und eingesetzt hat. Gerade so wird Davids Königtum ewigen Bestand haben, denn Jesus, der König der Wahrheit und des Friedens, bleibt ewig. Darüber müsst ihr Auskunft geben können. Dieser Jesus ist nämlich der Retter der ganzen Welt!

Ich, der Paulus von Tarsus, ich bin von diesem Jesus berufen, sein Evangelium zu predigen und zu lehren. Und ihr, in Rom, in Albbruck, in Laufenburg und sonst wo, wo ihr an Jesus glaubt, ihr seid auch berufen. Gott hat euch zu seinen Heiligen gemacht. Und was ist jetzt euer Job? Ihr sollt erzählen, was Jesus euch bedeutet und was für große Dinge Gott an Euch getan hat.

Gnade und Frieden habt ihr geschenkt bekommen. Aus einem sinnlos erscheinenden Leben hat euch Jesus an sein Herz genommen und hat euch froh gemacht und gewiss, dass euer Leben ein Ziel und einen Sinn hat. Davon sollt ihr erzählen, wie die Hirten in Bethlehem.

Frage: Was haben die Hirten denn wohl erzählt?

Erinnern wir uns: Sie haben auf dem Feld von Bethlehem einen Engel gesehen und haben seine Botschaft vernommen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, denn euch ist heute in der Stadt Davids der Heiland geboren. Der ist Christus, der Herr.

Fürchtet euch nicht! Das ist die Botschaft von Weihnachten. Fürchtet euch nicht, Gott ist ja da! Endlich! Gott ist da in einem Wickelkind“. Gott ist da mitten in all dem Elend der Hirten, die kaum genug zu beißen hatten und die jeder verachtet hat. Gott ist da. Fürchtet euch nicht. Nun ist das leichter gesagt, als geglaubt. Fürchtet euch nicht! Wie wird das einer hören, der trauert um sein Liebstes? Wie kann das einer hören, der im Leben verloren hat und auf keinen grünen Zweig mehr kommt? Wie soll so einer das glauben können und ernstnehmen?

Paulus weiß das wohl und die Christen in den ersten Gemeinden, die wussten das auch. Sie haben Hungernde gespeist und sie haben jedem Menschen Achtung entgegengebracht und gastfreundlich waren sie. Andere annehmen, wie sie sind, das ist eine gute Art von Jesus Christus zu erzählen mit dem eigenen Verhalten.

Fürchtet euch nicht! Ich verkündige Euch große Freude! Das wird wahr, wenn eine Krankenschwester einem Patienten die Angst vor der nächsten Behandlung nehmen kann oder vor der Nacht, wenn die Schmerzen unerträglich werden. Fürchtet euch nicht, das wird wahr, wenn der Chef seinem Lehrling nach einem Fehler sagen kann: Ich war auch mal Lehrling. Das ist nicht so schlimm, das wirst Du das nächste Mal schon besser machen. Fürchtet euch nicht, das wird wahr, wenn der Arzt Zeit hat und dem Patienten sein Ohr wirklich leiht und ihm sagt, wie es vermutlich weitergeht mit ihm. Fürchtet euch nicht, das geschieht vielleicht dort, wo ich einem anderen Menschen sage: Du, ich werde für dich beten und an deine Not denken. Fürchte dich nicht, das geschieht dort, wo Kinder ihren alt gewordenen Eltern sagen: Wir kümmern uns um dich, hab keine Angst! Fürchtet euch nicht! Das wird überall dort wahr, wo Menschen einander die Angst nehmen können! Das Kind in der Krippe befreit uns davon, andern Menschen Angst zu machen, vielmehr befähigt es uns dazu, andern ihre Angst zu nehmen oder sie mit ihnen durchzustehen. Friede ist seine Gabe an die, die durch den Glauben an ihn Heilige sind. So sieht das Paulus. Wer an Jesus Christus glaubt, der ist heilig. Und heilig bedeutet: Jesus hat ihn ausgewählt, damit er für andere ein Licht sei oder ein Tröster, oder ein Engel im rechten Moment. Die gibt es auch in unserer Gemeinde, solche Menschen, die trösten, einfach nur, weil sie so sind, wie sie sind. Die machen andern Mut durch die Art, wie sie selber mit ihrem schweren Los umgehen. Da sieh, du schaffst das auch, mit Gottes und der Menschen Hilfe!

Paulus hat unermüdlich von Jesus Christus erzählt. Seine besondere Berufung war das Predigen. Seine Briefe sind Lob Gottes. Er besingt rauf und runter das Christusgeschehen und staunt mit den Empfängern seiner Briefe über Gottes große Tat in Bethlehem, aber vor allem am Kreuz. Krippe und Kreuz gehören für ihn zusammen. Der Weg Jesu, angefangen bei seiner Geburt aus der Familie Davids und beendet an einem römischen Marterpfahl, dieser so ganz und gar nicht königliche Weg ist das, was Gott ins Werk setzt um die ganze Menschheit zu retten. Und er tut es, indem er sich verkleidet in unser armes Fleisch und Blut, selbst ein Mensch wird in dem Jesuskind, für uns ein Gesicht bekommt, in das wir blicken können und aus dem uns Gottes Liebe entgegenleuchtet. Gott kommt armselig und nicht mit Machtgehabe und großem Medienaufgebot. Seine Geburt würde auch heute nicht in den Medien erscheinen, nicht auf facebook oder Twitter. Gott kommt in der Stille. Und was er wirkt, wirkt er in der Stille. Gott nimmt die Verletzlichkeit unseres menschlichen Körpers an, geht in unsere Sterblichkeit hinein, um sie für uns aufzubrechen. Jesu hat sein Leben nicht im Luxus verbracht. Er hat nicht viel für sich gebraucht. Und am Ende habe sie ihn ans Schandholz genagelt. Ein brutaler Foltertod. Gott im Sterben und im Tod – für uns. Wenn wir dorthin kommen, wo die Krankheit und der Tod nach uns greifen, ist Gott schon dort. Und nicht nur dies tut das Christuskind für uns, dass es uns im Sterben und im Tod nicht alleine lässt. Indem es die Bosheit der Menschen erträgt, die sich da an seinem Leib und an seiner Seele austobt, überwindet es die Macht des Bösen und unser aller Schuld. Nun müsst ihr gut aufmerken. Uns ist nicht versprochen, dass die Welt nun in Ordnung wäre und es keine Brutalität und Bosheit mehr gäbe, nein, das ist uns nur zu klar. Und das Evangelium will uns da auch nichts vormachen. Nein, die Welt ist fast so geblieben, wie sie immer war, auch durch die Geburt und den Tod Jesu hat sich nicht viel an ihr geändert. Und doch hat sich alles geändert!

Fürchtet euch nicht! Diese Aufforderung ist eigentlich der Ruf der Engel am offenen Grab Jesu. Ein Osterruf! Ein Ruf, der den Sieg über den Tod im Ohr hat. Beweisen kann diesen Sieg niemand. Und doch wissen die geliebten und berufenen Heiligen, dass das wahr ist und gewiss, weil sie alle Jesus Christus als den lebendigen Herrn erkannt und erlebt haben.

Die Hirten haben sich getraut, davon zu erzählen, dass ihnen ein helles Licht aufgegangen ist, damals in Bethlehem. Fürchtet euch nicht! Voller Freude haben sie es weitererzählt: Gott ist da, mitten drin in unserem leben und in unserer Welt. Was die Hirten können, das können wir auch. Weitererzählen, wie uns dieses Licht von Jesus erreicht hat. Gott ist ja mitten in unserem Alltag gegenwärtig. Wie oft geht etwas gut aus, wo wir schon gedacht haben: Jetzt ist alles aus! Und dann haben wir Bewahrung erlebt. Das ist doch nicht selbstverständlich! Manchmal greifen uns Menschen sehr hilfreich unter die Arme und wir wissen nicht, womit wir das verdient haben. Auch darin sehe ich Gottes Güte mit mir. Und ganz oft habe ich das Gefühl, dass Gott mir die Dinge des Lebens fügt. Andere würden vielleicht sagen, ach was, das ist bloß Zufall. Ich sage: Nein, es gibt keine Zufälle! Aber es gibt Gottes Güte und Gnade und Fürsorge, die meiner menschlichen Schwachheit aufhilft. Und es gibt diese Stimme in mir, die mir zuflüstert: Fürchte dich nicht! Ich bin ja da und du bist mein. Wenn wir die hören können, dann ist Christus nicht nur in Bethlehem, sondern auch in uns geboren.

Andere werden uns das abspüren, aber manchmal ist es durchaus nötig, auch davon zu erzählen, wie Gott Großes an uns getan hat. Andere Menschen warten noch auf die Gnade und den Frieden und kennen den Weg dahin noch nicht. Sie brauchen sowas wie Hirten, die den Weg weisen und sagen: Fürchtet euch nicht! Gott ist ja da.

AMEN

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